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Berlin: Estrongo Nachama: Ein Stein für die jüdische Stimme

Es war ein trüber Tag, als gestern auf dem Jüdischen Friedhof in der Heerstraße der Grabstein für Estrongo Nachama enthüllt wurde. "Der Himmel weint, weil er nicht mehr unter uns ist", deutete die Schwiegertochter des ehemaligen Oberkantors der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sara Nachama, den niederprasselnden Regen.

Es war ein trüber Tag, als gestern auf dem Jüdischen Friedhof in der Heerstraße der Grabstein für Estrongo Nachama enthüllt wurde. "Der Himmel weint, weil er nicht mehr unter uns ist", deutete die Schwiegertochter des ehemaligen Oberkantors der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sara Nachama, den niederprasselnden Regen. Neben vielen Vertretern der Jüdischen Gemeinde war auch der israelische Gesandte Mordechai Lewy, Innensenator Ekkehard Werthebach und der Präsident des Abgeordnetenhauses, Reinhard Führer, gekommen.

Nach deutsch-jüdischem Brauch wartet man ein Jahr nach dem Tod eines Verstorbenen, um den Grabstein zu setzen. Doch auch nach dieser Zeit ist der Verlust von Estrongo Nachama in der Stadt noch immer spürbar. Wie vielleicht niemand anders stand der 1918 im griechischen Saloniki geborene Kantor für die Bereitschaft, trotz schrecklichen Leids weiterhin an die Liebe unter den Menschen zu glauben. Von den Nazis nach Auschwitz verschleppt, wo er für die SS-Schergen singen musste und so überlebte, blieb er trotz allem in Deutschland, um beim Aufbau der Jüdischen Gemeinde mitzuwirken. In Berlin heiratete er seine Frau Lilli, eine Berliner Jüdin, die als Einzige ihrer Familie im Versteck die Verfolgung überlebte. Von 1947 an bis zu seinem Tod war er als Oberkantor der Gemeinde die Stimme des Berliner Judentums. "Der Stein, den die Bauleute verwarfen, ist zum Eckstein geworden." Dieser Spruch ziert jetzt Estrongos Grabstein, den sein unlängst zum Rabbiner ordinierter Sohn Andreas Nachama gestern enthüllte. Denn von Estrongo Nachama ist mehr geblieben, als die Erinnerung: Er hat seine Begabung an seinen Enkel Alexander weitergegeben, der am Abend auf einem Gedenkgottesdienst in der Synagoge Pestalozzistraße die Gebete sang.

apa

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