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Berlin: Euphorie, Schweiß und Tränen

41 000 Sportler und mehr als eine Million Zuschauer beim Berlin-Marathon / 50-Jähriger starb, Skater kollidierten

Berlin nahm die Beine in die Hand: Mehr als eine Million Zuschauer säumten am Sonntag die Strecke und feierten die Teilnehmer des Berlin-Marathons auf ihrem 42,195 Kilometer langen Lauf durch die Stadt. 41 000 Sportler waren gestartet, das sind 3000 mehr als im vergangenen Jahr. Zu beklagen ist aber auch ein Toter: An der Fasanenstraße brach ein etwa 50-jähriger Deutscher aus der Nähe von Hamburg mit einem Kreislaufkollaps zusammen. Die Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen. Zudem kollidierte eine Gruppe von Skatern.

Wiederbelebt werden konnte dagegen ein 55-jähriger Franzose. Er befand sich am Nachmittag außer Lebensgefahr. Zuletzt war vor drei Jahren ein Läufer beim Berlin-Marathon ums Leben gekommen. Ärztlich versorgt werden mussten auch zwölf Skater, nachdem sie bei etwa der Hälfte der Strecke mit Tempo 50 gestürzt waren. Eine Plane, über die sie fuhren, hatte sich unversehens gewellt. Ein Skater erlitt einen Hüftgelenksbruch, die anderen Fleischwunden. Weitere Teilnehmer des Rennens mussten von rund 400 Sanitätern, darunter 28 Ärzte, wegen Schnittwunden, Prellungen oder Kreislaufschwächen behandelt werden. Ingesamt mussten weniger als 50 Menschen ins Krankenhaus gebracht werden – so wenige wie nie.

Die 120 Rollstuhlfahrer und mehr als 8000 Inline-Skater gingen noch vor den Läufern und Gehern auf die Strecke, die um neun Uhr morgens am Charlottenburger Tor starteten. Da war es noch feucht und diesig, aber wenig später gab es mit bedecktem Himmel und 17 Grad bestes Laufwetter. Und da es nicht regnete, konnte sich der Organisationsleiter des Marathons Horst Milde freuen, „dass es wieder mehr Zuschauer waren als im Vorjahr“. Besonders im ehemaligen Ostteil entwickele sich inzwischen ebenfalls Volksfeststimmung, wie sie den Berlin-Marathon traditionell prägt. An die 60 Bands, Trommel-Combos und Tanzgruppen untermalten das Jubeln, Pfeifen, Klatschen und Rufen der Menge am Straßenrand.

Viele Zuschauer hielten Transparente hoch, um ihrem „Ulli“ oder „Andi“, ihrer „Uta“ oder „Meike“ Kraft und Durchhaltevermögen zu wünschen. Viele Läufer hatten sich verkleidet, als Engel, Schutzmann oder auch Darth Vader aus dem „Krieg der Sterne“. An 15 Verpflegungs- und Erfrischungspunkten gab es Bananen, Äpfel und Wasser. Viele trugen dennoch ihre eigenen Trinkflasche mit ins Ziel – wo sie jubelten, sich in die Arme fielen oder entkräftet zusammenknickten. Etwa 32 000 kamen an. Rund 5000 freiwillige Helfer betreuten die Teilnehmer, dazu waren etwa 900 Polizisten im Einsatz, um die Strecke zu sichern. Den Startschuss des nach Veranstalterangaben drittgrößten Marathons nach London und Chicago hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit gegeben, die Siegerehrung am Wittenbergplatz nahm Bundesinnenminister Otto Schily vor.

Das befürchtete Verkehrschaos wegen der Sperrung des S-Bahnrings zwischen Lehrter Bahnhof und Zoo blieb aus. Mitarbeiter der Bahn und der BVG standen auf den Bahnhöfen und versuchten, schnell und unkompliziert den Weg zu weisen. Es waren Ersatzbusse im Einsatz, und zwischen Ostbahnhof und Zoo konnte man auch auf Regionalzüge ausweichen. Auf den Straßen allerdings brach der Verkehr zusammen, die Innenstadt war durch die Laufroute zu großen Teilen blockiert. how/cvl

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