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Moderator Thomas Hermanns (links) mit der Figur des Europäischen Filmpreises und der Geschäftsführerin der Europäischen Film Academy, Marion Döring.

© dpa

Europäischer Filmpreis 2015: Europa glänzt und tanzt

Im Haus der Berliner Festspiele wird der Europäische Filmpreis verliehen – mit Thomas Hermanns und einigen Überraschungen.

So eine Gala zur Verleihung des Europäischen Filmpreises ist stets auch eine Produktpräsentation. All die Sponsoren, die dem roten Teppich und dem ganzen Drum und Dran doch erst so richtig Strahlkraft verleihen, möchten ja nicht nur als Wohltäter dastehen, sondern auch verkaufen. Die Firma Škoda zum Beispiel, die den Wagenpark stellt, in dem die ganzen Stars von hier nach dort und zurück kutschiert werden, möchte Autos loswerden, natürlich nagelneue, frisch poliert und abgasgetestet. Aber wenn ein Zusatzschmankerl, jenseits der Autos von der Stange, geboten werden kann, umso besser.

Derlei Präsentation von – in welcher Richtung auch immer – exklusiven Kraftwagen scheint in Mode zu kommen. So schickte Audi zu den Internationalen Filmfestspielen dieses Jahres auch ein paar Rennwagen zum Berlinale-Palast, was optisch wie akustisch ein gehöriges Spektakel machte. Škoda dagegen setzte am Samstagabend im Foyer des Hauses der Berliner Festspiele in der Wilmersdorfer Schaperstraße eher auf Tradition und fügte der Flotte von 30 VIP-Limousinen auch einen Oldtimer von 1934– den Superb – sowie einen ebenfalls betagten Autobus hinzu. Fahrzeuge also, bei denen sich die Frage nach ökologischer Korrektheit nicht stellte, deren Abgase noch ganz ehrlicher Dreck waren.

Aber auf dem roten Teppich, wo gegen 18 Uhr der Anmarsch der europäischen Filmelite einsetzte, und drinnen im Saal mussten solche automobilen Fragen wieder in den Hintergrund treten, und es schob sich das Rätselraten nach vorn: Wer bekommt einen Preis? Und wer den wichtigsten, den für den besten Film des Jahres? Erst gegen 22 Uhr würde das feststehen. Favoriten sind Paolo Sorrentinos „Ewige Jugend“ mit Michael Caine und Harvey Keitel sowie der griechische Science-Fiction- Film „The Lobster“ von Yorgos Lanthimos. Oder sollte es doch „Victoria“ werden, Sebastian Schippers Tour de Force durchs nächtliche Berlin? Wer auch immer diesen oder einen Preis in einer anderen Kategorie bekommen sollte – leider ist die optimistisch in den Himmel blickende Dame, die als Preisfigur dient, nach wie vor namenlos. Europa wäre denkbar, das wäre vielleicht etwas zu simpel. Und Felix, wie der Preis einst hieß, geht nicht mehr, da eine Dame schlecht so heißen kann. Felix, das war noch die von Markus Lüpertz entworfene, bis 1996 überreichte Figur, die einen Mann mit einer Taube in der Hand zeigte. Na, der Lüpertz, dessen Teltower Atelier geplündert wurde, hat jetzt andere Sorgen.

Charlotte Rampling, die schon bei der Berlinale geglänzt hatte, wurde am Sonnabend für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Charlotte Rampling, die schon bei der Berlinale geglänzt hatte, wurde am Sonnabend für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

© Imago

Drei Preisträger standen schon vorher fest. Charlotte Rampling wird fürs Lebenswerk ausgezeichnet, Christoph Waltz für seinen „Europäischen Beitrag zum Weltkino“ und Sir Michael Caine, der übrigens noch zwei Jahre älter ist als der Škoda-Oldtimer, erhält den Ehrenpreis des Präsidenten der Europäischen Filmakademie. Auch Laudatoren für die Gewinner hat man wieder gefunden, darunter den Regisseur François Ozon und Schauspieler Ulrich Matthes.

Als Moderator wurde wie im Vorjahr in Riga der TV-Comedian Thomas Hermanns verpflichtet, einst ein Vorkämpfer der Karaoke-Bewegung und gerade in Berlin dank seines Quatsch Comedy Clubs bestens bekannt. Schon in Riga hatte er sich in seiner Moderation auch an politische Themen gewagt, das sollte diesmal kaum anders werden.

Christoph Waltz – der zuletzt mit dem neuen Bond Berliner Premiere feierte – wird für seinen „Europäischen Beitrag zum Weltkino“ geehrt.
Christoph Waltz – der zuletzt mit dem neuen Bond Berliner Premiere feierte – wird für seinen „Europäischen Beitrag zum Weltkino“ geehrt.

© picture alliance / dpa

Ohnehin ist eine auch noch so glamouröse Gala in diesen Tagen ohne Besinnung auf die ernsten Themen des Lebens kaum möglich. So wollte Burghart Klaußner mit einem Lied an die Ereignisse von Paris erinnern, und sein Kollege Daniel Brühl einen Text des in Moskau inhaftierten ukrainischen Filmemachers Oleg Sentsov vorlesen. Getanzt werden sollte aber auch, die Mitglieder der Berliner Tanzakademie Flying Steps unter der Leitung von Sebi Jaeger wollten zeigen, was sie so draufhaben.

Hinterher stand das nahe Hotel Sofitel auf dem Programm, wo sich die 1000 Partygäste an Streetfoodbuffets stärken sollten, bevor es auch für sie auf die Tanzfläche ging – mit zwei DJs und einer Liveband.

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