Europäischer Filmpreis: Die Wander-Party macht Station in Berlin
Vor der 30. Gala: Der Europäische Filmpreis macht alle zwei Jahre Station in Berlin, diesmal im Haus der Festspiele. Kaum zu glauben, wo die Party schon überall stattfand.
Was für ein Schwanengesang. Es war der isländische Filmemacher Hrafn Gunnlaugsson, der 1995 in der Bar jeder Vernunft ein 900 Jahre altes Wikingerlied anstimmte, vom tapferen Krieger auf verlorenem Posten. Der Europäische Filmpreis wurde vor kleiner Gästeschar im Spiegelzelt verliehen, der Bronzeknabe hieß Felix, trug kurze Hosen und war pleite.
Aber dann war doch nicht Schluss, mittels deutscher und französischer Förderschatullen konnte die Idee gerettet werden, den (film-)kulturellen Zusammenhalt über alle politischen Grenzen hinweg einmal im Jahr zu feiern. 1996 fand die Gala für den „europäischen Oscar“ im etwas größeren blauen Zirkuszelt am Lützowplatz statt, 1997 wechselte der Preis das Geschlecht, wurde zur Silberfigurine und ging im aufwendig gestylten Hangar 2 des Flughafens Tempelhof über die Bühne. Das war dann doch etwas zu viel Glamourwille fürs Filmkunstfest, also gibt sich die Gala seitdem eher heiter-seriös. Inzwischen zählt die European Film Academy gut 3200 Mitglieder, und an diesem Samstag feiert der Europäische Filmpreis sein 30. Jahr.
"There is no motion without promotion"
Die Jubiläumsparty steigt im Haus der Berliner Festspiele, inzwischen fast schon das Stammhaus des Events: Zeit für einen Rückblick auf all die Berliner Orte, an denen die Gala bereits Station machte. Alle zwei Jahre geht der Europäische Filmpreis ohnehin auf Wanderschaft, in eine der jeweiligen Europäischen Kulturhauptstädte, 2016 zum Beispiel nach Breslau. Aber auch in Berlin, wo die European Film Academy ihr Büro am Kurfürstendamm unterhält, wechselt er immer wieder den Ort, seit 1988 im Theater des Westens der Startschuss fiel.
Vor der drohenden Pleite schnupperte die Autorenfilmergilde in den Babelsberger Filmstudios den Flair von Marlene Dietrich. Nach der Rettung zog man ins Schillertheater um, wo Chairman Nick Powell einen blauen Anzug mit gelben Euro-Sternen trug – aber Union-Jack-Unterwäsche, wie der Brite betonte. Das Motto in eigener Sache: There is no motion without promotion.
2001 war es wieder ein Zelt, aber mit spitzig gemauertem Dach – das Tempodrom. Es folgte gleich dreimal die Arena Treptow, in deren Halle 2003 ein Wohnwagen geschoben wurde, mit Wagner hörendem Lars-von-Trier-Gespenst. Der reale dänische Regisseur und Reisemuffel blieb der Feier ebenso fern wie später Bayreuth. Es war übrigens das Jahr, in dem „Good Bye, Lenin!“ neben vielen anderen Preisen auch den Europäischen Filmpreis davontrug - als erstes deutsches Werk in der Geschichte des Felix.
Nach einem erneuten Zwischenstopp im Tempodrom ging es dann ins Festspielhaus in der Schaperstraße, wo an diesem Samstag zum dritten Mal Europas Filmkünstler treffen und lost in translation sein werden. Ach Europa, deine Nomaden. Was soll's, der Oscar nimmt sich dagegen langweilig aus. Seit 15 Jahren findet er am selben Ort statt, im immergleichen Dolby Theatre in Los Angeles.
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