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Europapooookaaaal! Herthas Fans freuen sich aufs Spiel im Jahnsportpark mit den markanten Flutlichtmasten.

© Imago, dpa

Europapokal im Jahnsportpark: Hertha-Fans feiern in Prenzlauer Berg, Bröndby-Fans am Alex

Hertha spielt heute gegen Bröndby im Jahnsportpark. 2000 Dänen reisen an, das Spiel ist ausverkauft, Hertha warnt: Kommt nicht ohne Tickets!

Zwei Kieze, zwei Ansichten. Der eine befindet sich nahe Alexanderplatz. Dort tummeln sich Menschen seit den Morgenstunden in grellgelben Fußballtrikots, sie singen, trinken ihr Bier, feiern im "Hofbräuhaus".

Kiez Zwo ist in der Kastanienallee, wo Ali Lemhamad hat ordentlich zu tun: Logo, Sommer, bestes Wetter, Prenzlauer Berg, der Mauerpark ums Eck, da sitzen eh alle draußen. „Viele Touristen essen hier, auch Studenten“, sagt der Kellner der italienischen Restaurantfiliale „Aceto Lokanta“, während sich vor ihm die Bleche mit dem Pizzateig stapeln. Und was ist mit den Fußballfans? „Welche Fußballfans?"

Es dürfte sich im Laufe des Nachmittags auch im Kosmos Kastanienallee herumsprechen, dass da am heutigen Donnerstag ein unterhaltsamer Abend ansteht. Hertha BSC spielt im Jahnsportpark gegen Bröndby Kopenhagen. 18.500 Zuschauer dürfen ins Stadion, die Tickets sind längst alle verkauft, das Fernsehen überträgt live. Die Fans wurden Tag für Tag ein bisschen aufgekratzter („Psst, hast du ’ne Karte übrig?“), sodass schließlich der Klub ganz offiziell warnte: „Fans, die im Vorverkauf kein Ticket erworben haben, raten wir von einem Stadionbesuch ab.“ Die Abendkassen werden alle geschlossen sein.

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Letztes Mal verzweifelten sogar die Späti-Verkäufer

Wann, bitte schön, hat die piefige Hertha aus dem verschnarchten Westend mal dieses Wort sagen können?

Hertha spielt bekanntlich sonst im Olympiastadion. Weil dort Miete und Nebenkosten (Ordner, Reinigungsdienst, ff.) ziemlich hoch sind, zieht Hertha für kleine Europapokalspiele (wie diese Vorqualifikationsrunde) in den Jahnsportpark um. So hat es der Klub auch in der Vergangenheit gemacht. Vor einigen Jahren spielte Hertha schon einmal gegen Bröndby Kopenhagen, auch damals in Prenzlauer Berg – allerdings vor 15.000 Zuschauern. Es war ein fulminanter Abend mit dramatischem Ausgang: ein Siegtor für Hertha kurz vorm Abpfiff.

Grillfest ab 16 Uhr am Stadion

Noch heute erzählen sich Hertha-Fans mit einem Tränchen im Auge davon, wie selbst hartgesottene Spätiverkäufer nah am Nervenzusammenbruch waren, weil die dänischen Fans in rasender Geschwindigkeit im Kiez die Biervorräte leergekauft hatten. Diesmal reisen wieder 2.000 Fans aus Dänemark an, und deshalb sagt Ali Lemhamad aus dem Pizzaladen in der Kastanienallee nach einer Weile doch: „Vielleicht muss ich da noch mal überlegen, ob ich mich darauf einstelle.“ Am Mittag schipperten die dänischen Fans noch fröhlich über die Spree in Berlin.

Herthas alte Heimat Prenzlauer Berg - vor mehr als 100 Jahren

Es ist aber nicht nur der Abend der dänischen Fußballfans in den gelben Trikots, die über die günstigen Preise in Berlin kichern (übrigens gleich um die Ecke des Nordischen Viertels mit der Kopenhagener Straße, aber das nur am Rande). Es ist auch der Abend, an dem die Hertha-Fans ein bisschen nostalgisch werden: Denn Hertha hat nicht immer in Westend gespielt. Begonnen hat alles in Prenzlauer Berg auf eben jenen Wiesen, auf dem mittlerweile der Jahnsportpark mit seinen riesigen Flutlichtmasten leuchtet. Hertha, gegründet 1892 am Arkonaplatz in Mitte, spielte dort die ersten Jahre, zog dann weiter nach Gesundbrunnen.

Wo die ersten Herren also vor bald 125 Jahren gegen den Ball getreten haben – im nächsten Sommer ist große Jubiläumssause –, wird an diesem Donnerstag gegrillt. Herthas organisierte Fanszene, der „Förderkreis Ostkurve“, hat sich um 16 Uhr zum Grillnachmittag verabredet. „Europa, wir kommen“, lautet das Motto für das Fest im Haus der Sozialarbeiter vom Fanprojekt, das sich auf dem Stadiongelände befindet. Die Zahl der 34.000 Vereinsmitglieder, die vor mehr als 100 Jahren in Prenzlauer Berg dabei waren, dürfte allerdings überschaubar sein.

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