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Ann Sophie wurde vom Botschafter mit österreichischem Fähnchen begrüßt.

© dpa/picture-alliance

Eurovision Song Contest: Ann Sophie beim Kick-off Event in Berlin

Ann Sophie wird Deutschland in der nächsten Woche beim Eurovision Song Contest vertreten. Am Montag hat sie Gastgeberland Österreich eingeladen – und trotzdem ging es vor allem um andere.

Ann Sophie steht auf der Treppe im Foyer der österreichischen Botschaft, Stauffenbergstraße 1 in Tiergarten, und singt. Der Botschafter, einige Diplomaten und ein freundlicher Herr von der ARD stehen etwas steif vor der Treppe und schauen zu ihr hoch. Ein nüchternes Setting für das, worum es hier geht: Nicht weniger als die Qualen der Liebe. Diese junge Dame wird Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten, der in der nächsten Woche in Wien stattfindet. Deswegen ist sie hier. „Kick-off-Event“ nennen die Österreicher das. Eine Art Völkerverständigung unter Nachbarn.

Sie singt a capella, ohne Band

Bevor es auf die große Bühne geht, singt Ann Sophie hier a capella: nur sie und ihre Stimme, ohne Mikro, ohne Band, nur vier schwarz gekleideten Backgroundsängerinnen begleiten sie. Singen kann sie zumindest. Und sonst?

Der Lebenslauf klingt schon mal nach großer Karriere: in London geboren, in Hamburg aufgewachsen, Schauspiel in New York studiert. Nun wird sie, mit gerade 24 Jahren, in Wien für 150 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern singen – und einige Tausend vor der Bühne. Allerdings tritt sie überhaupt nur an, weil der Sieger des Vorentscheids, Andreas Kümmert, dann doch nicht wollte. Kann sie Europa überzeugen, wenn sie nicht mal die Deutschen überzeugen konnte? Nicht nur deswegen meldet die Presseagentur AFP schon zwei Wochen vor dem ESC: Ihr Song „Black Smoke“ sei chancenlos. Der Titel brachte es seit seiner Veröffentlichung Anfang März, nur auf Platz 29 der deutschen Charts. Im vergangenen Jahr hatte es das Berliner Frauentrio Elaiza mit „Is it right“ zum gleichen Zeitpunkt schon auf Platz 4 geschafft – und im Wettbewerb in Malmö trotzdem nur 20. Platz erreicht.

Conchita Wurst ist omnipräsent

Da passt die Veranstaltung in der österreichischen Botschaft ins Muster. Denn Ann Sophie ist hier allenfalls Nebensache. Conchita Wurst und ihre „tolle Botschaft der Toleranz“, wie Maria Seifert vom österreichischen Rundfunk sagt, ist hier omnipräsent. Der Name der Vorjahressiegerin, die den Song Contest nach Österreich brachte, fällt 13 Mal alleine in der ersten Viertelstunde. Viel wird auch über das diesjährige Motto „Building Bridges“ geredet. Ein Vertreter der österreichischen Wirtschaft erzählt, wie der Eurovision Song Contest der österreichischen Wirtschaft hilft. Erst dann darf Ann Sophie zeigen, was sie kann. Und ein bisschen was über sich erzählen natürlich.

"Ich und Lena sind andere Menschen"

Als „Vollblutmusikerin“ wird sie vorgestellt. Singen kann sie wirklich, nicht nur zu Playback die Lippen bewegen – schließlich wird sie auch in Wien live singen müssen. Der Song „Black Smoke“ ist tanzbarer Pop-Soul, den Lena Meyer-Landruth vielleicht auch hätte singen können. Lena, die vor fünf Jahren gewann, noch so eine Last, die Ann Sophie tragen muss. „Ich und Lena sind andere Menschen“, sagt sie nur. Recht hat sie. Ob sie gewinnen will? „Jeder Künstler, der da mitmacht, möchte gewinnen.“ Das stimmt sicher auch. Was ist das besondere an ihrem Song? „Er kann immer wieder überraschen.“ Über sie kann man das im ersten Moment nicht sagen. Doch bis Wien sind es ja noch ein paar Tage. Und dann geht es ja vielleicht auch mal um sie.

Johannes Böhme

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