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Evakuierung: Fliegerbombe nachts in Zehlendorf entschärft

Hunderte Menschen mussten ihre Häuser verlassen, nachdem am Nachmittag Bauarbeiter auf einer Baustelle eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden hatten.

Der überraschende Polizeibesuch kam am späten Nachmittag. Ab 18.20 Uhr klingelten Uniformierte an den Türen der gründerzeitlichen Villengegend in Alt-Zehlendorf zwischen Hohenzollern,- Martin-Buber- und Königsstraße und baten die Bewohner, umgehend ihre Häuser zu verlassen. Denn rund drei Stunden zuvor hatten Arbeiter auf einer Baustelle an der Hohenzollernstraße 8 eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg im Erdreich gefunden.

Die Polizei ließ bis zum späten Abend das gesamte Wohngebiet in einem Umkreis von 500 Metern rund um die Fundstelle evakuieren. Wer kein privates Notquartier fand, konnte im Bürgersaal des nahen Rathauses Zehlendorf die Entschärfung der Bombe abwarten. Bevor dies begann, mussten aber alle Bewohner die gefährdete Gegend verlassen haben. Das war kurz nach 22 Uhr der Fall. Um 22.45 Uhr hatten die Entschärfer des Landeskriminalamtes ihre Arbeit getan: Mehrere hundert Betroffene durften nach einer mehrstündigen Geduldsprobe wieder in ihre Häuser zurückkehren.

Die Bombe war beim Ausschachten auf dem Gelände des früheren Krankenhauses „Tannengrund“ im Karree zwischen Hohenzollern,- Ahorn,- König- und Neue Straße entdeckt worden. Da sich der Blindgänger noch als scharf erwies, konnte er nicht ohne Risiko abtransportiert werden. Daraufhin entschloss sich die Polizei zur Räumungsaktion. 150 Beamte klingelten an den Türen und begleiteten den schnellen Auszug. Betroffen war auch das Alten- und Pflegeheim „Lindenhof“, dessen teils bettlägerige Bewohner tatkräftige Hilfe brauchten. Als das Bezirksamt den Bürgersaal öffnete, war das Deutsche Rote Kreuz mit Getränken, Liegen und Decken zur Stelle.

Da der Fundort nur wenige Querstraßen vom S-Bahnhof Zehlendorf entfernt ist, erwogen Polizei und Bahn anfangs, während der Entschärfung der Bombe den Zugverkehr auf der Linie S1 vorsichtshalber zu unterbrechen. Die Experten hielten es aber dann doch nicht für nötig, weil die Station knapp außerhalb der Sicherheitszone lag.

Im Bürgersaal des Rathauses an der Ecke Teltower Damm/Kirchstraße waren gegen 22 Uhr gut neunzig vorübergehend Wohnungslose versammelt. Familien mit Kindern machten es sich bequem auf improvisierten Lagern. Kinder wurden beruhigt, Bücher gelesen oder man plauderte nachbarschaftlich und hoffte, dass der der Spuk bald vorüber sei. Viele Ausgezogene bevorzugten allerdings als Notquartier die reiche Lokalszene im Umkreis des Teltower Damms. Einige hatten sich dabei aber zu früh im griechischen „Symposion“-Lokal an der Martin-Buber-Straße eingerichtet. Als ihr Essen gerade serviert wurde, schloss die Polizei auch noch dieses Restaurant. Es lag knapp am Rand der 500-Meter-Gefahrenzone. Die unter der Nummer 4664-443 750 eingerichtet Hotline für die Bewohner brach unterdessen zeitweise zusammen. Zu viele wollten wissen, bis wann man mit der Entschärfung rechnen könne.

Bereits vor einem Jahr war an der Sundgauer Straße in Zehlendorf eine 500 Kilogramm-Fliegerbombe entschärft worden. Auch damals mussten hunderte Menschen ihre Wohnungen verlassen. Auch in anderen Bezirken sorgen Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg immer wieder für Aufsehen - so vor einigen Wochen in Spandau und Potsdam sowie im vergangenen Jahr am Ostkreuz und am Flughafen Tegel.

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