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Dichtgemacht. Das Dach des Tempelhofer Flughafengebäudes wird grundsaniert. Dadurch wird die ursprüngliche Terrassenstruktur wieder sichtbar.

© Thilo Rückeis

Ex-Flughafen Tempelhof: Hangardächer werden saniert

Das Flughafendach wird saniert und könnte später mal ein Restaurant tragen. Doch noch ist unklar, ob die Statik aus den 30er Jahren überall hält. Auf der Dachterrasse wollten die Nazis Tribünen für rund 80 000 Menschen errichten.

Berlin - Der Nebel hat sich gelichtet, man kann wieder vom südlichen zum östlichen Gebäudeflügel blicken. Mit ein wenig Einbildungskraft lassen sich 80 000 Menschen auf das Dach des Flughafengebäudes in Tempelhof zaubern. So hatte es Architekt Ernst Sagebiel Mitte der 30er Jahre im Auftrag der Nazis geplant. Eine Zuschauertribühne für Großveranstaltungen auf dem Flugfeld.

Die Geschichte ging über diese Planungen hinweg, das terrassenförmige Dach verschwand unter einem Wust aus Bitumen und Beton und mit ihm die Idee einer riesigen halbrunden Tribüne. Jetzt hat die Tempelhof Projekt GmbH, die das Gebäude samt Vorfeld im Auftrag des Landes betreibt, eine großflächige Dachsanierung begonnen. 60 000 Quadratmeter Dachfläche sollen in mehreren Bauabschnitten erneuert werden. Drei Ziele werden verfolgt: Die vielen undichten Stellen im Dach trockenlegen, eine moderne Wärmedämmung einbauen und die historische Dachterrasse wieder herstellen.

„Das Gebäude ist nie fertig geworden. Wir bauen jetzt einfach weiter“, sagt der Planungsingenieur Hartmut Rohling. Er hat bei der Durchsicht alter Bauakten festgestellt, dass die statischen Planungen von damals „nie freigegeben“ worden sind und anders gebaut wurde als in den Entwürfen vorgesehen. Bis 1942 sei am Gebäude gearbeitet worden. „Noch im April 1945 wurden Abrechnungen kontrolliert.“ Deutsche Gründlichkeit bis in den Untergang.

Rund zehn Millionen Euro soll die Dachsanierung kosten. Spätestens 2015 will man fertig sein. Wenn Veranstaltungen laufen – Konzerte oder Ausstellungen – werden die Arbeiten aus Sicherheitsgründen unterbrochen. Begonnen wurde mit den südlichen Hangars 5 bis 7.

Auf dem Dach können sich die Strategen der Tempelhof Projekt GmbH ein Restaurant mit Aussichtsterrasse oder einen historischen Lehrpfad vorstellen. Man würde die Dachterrasse auch gerne zunächst provisorisch für Besucher öffnen. Im nächsten Jahr soll feststehen, an welcher Stelle das Dach die ursprünglich geplante Last von 500 Kilo pro Quadratmeter tatsächlich noch tragen kann. Die Stahlpfeiler und -träger sind laut Rohling in einem guten Zustand, aber die aufliegende Betondecke macht Sorgen. Auf der "Luftseite" des freitragenden Daches - also zum Flugfeld hin gelegen - sind Solarstrommodule geplant. Diese Dachseite hat eine geringe Traglast.

Der Sanierungsbedarf für das gesamte Gebäude wird von der Projekt GmbH auf 145 Millionen Euro geschätzt. Heizsystem und Elektrik sind veraltet. Unklar ist, wie stark die Fassade aus Muschelkalkplatten gelitten hat. Die Befestigungsanker rosten. „Ein Fass ohne Boden“, bilanziert Rohling. Da sind 145 Millionen Euro schnell verbaut.

Rund die Hälfte der Bürofläche im Flughafengebäude sei derzeit vermietet, sagt Gerhard Steindorf, Chef der Projekt GmbH. Auch die Eventflächen seien zu 50 Prozent ausgelastet. Die Erträge aus der Vermietung reichen derzeit, um die laufenden Kosten zu decken.

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