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Berlin: Ex-Promi-Anwalt muss fünf Jahre hinter Gitter Ülo Salm wegen Millionenbetruges und Urkundenfälschung verurteilt

Das große Haus ist ausgeräumt, der Rolls Royce längst weg, und seine Karriere als Rechtsanwalt und Notar ist beendet. Zumindest vorerst.

Das große Haus ist ausgeräumt, der Rolls Royce längst weg, und seine Karriere als Rechtsanwalt und Notar ist beendet. Zumindest vorerst. Ülo Salm, der sich in Berlin den Ruf eines Prominentenanwalts erworben hat, wurde gestern wegen Betruges in Millionenhöhe, Urkundenfälschung und Untreue zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Außerdem verhängte das Landgericht ein fünfjähriges Berufsverbot. Der 65-jährige Salm hatte gestanden, gemeinsam mit vier weiteren Angeklagten von Firmen und Banken insgesamt rund 7,5 Millionen Euro erschwindelt zu haben. Gegen zwei der Mittäter verhängte die Wirtschaftsstrafkammer Haftstrafen von bis zu fünf Jahren, gegen einen ehemaligen Bankangestellten eine zweijährige Bewährungsstrafe.

Immer ging es um angebliche Bau-Großprojekte, immer ging es um Millionen. Und jedes Mal tischte die Bande das Märchen von einem Investor aus Amerika auf. Wahrheitswidrig bestätigte Ex-Notar Salm, dass für diesen „Dr. Alexander von Reich“ ein millionenschweres Wertpapierdepot existiere. Statt der beglaubigten Millionen waren die Konten aber nur einige tausend Euro wert. 1998 stellten die Betrüger dem Bauunternehmen Hochtief einen Generalunternehmervertrag für ein tatsächlich nie geplantes Hochhaus mit einem Auftragsvolumen von gut 100 Millionen Euro in Aussicht und kassierten für angebliche Vorkosten rund 1,5 Millionen Euro. Ähnlich fiel die Philipp Holzmann AG auf die Bande herein. Größter Coup war ein Kredit in Höhe von gut fünf Millionen Euro, den die Bande 1999 bei einer Essener Bank erschwindelte. Wieder hatte Salm angeblich existierende Sicherheiten notariell beurkundet. Insgesamt soll er für seine Dienste etwa 230 000 Euro erhalten haben.

Ülo Salm hat das Märchen von Dr. von Reich nicht erfunden. Verdächtigt werden zwei andere Männer: Der flüchtige Berliner Pleitier Jürgen H. und Hanno M., der in spanischer Auslieferungshaft sitzt. Salm, der einst das Box-Idol Bubi Scholz vertrat und in den 70er Jahren im Innerdeutschen Ministerium für den Freikauf von DDR-Häftlingen zuständig war, habe in einer tiefen Lebenskrise „versucht zu retten, was zu retten ist“, sagte sein Verteidiger. Seit 1996 leide Salm an Krebs, 1998 sei seine Kanzlei zusammengebrochen. Salm habe sich in einer ausweglosen Situation befunden. Das berücksichtigten die Richter im Urteil. Außerdem merkten sie an, dass den Angeklagten der Betrug sehr leicht gemacht worden sei: Je höher die Summe ist, um die es geht, je größer sei offenbar die Leichtgläubigkeit bei Banken und Firmen.

Salm konnte trotz des Urteils erst einmal aufatmen. Nach 14 Monaten Untersuchungshaft gewährten die Richter ihm bis zu seiner Ladung zum Strafantritt Haftverschonung. Kerstin Gehrke

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