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Berlin: Exoten mit Vorsicht genießen

Von Marion Hartig Wer sich beruflich weiterbilden will, hat die Qual der Wahl: Social-Networking, Managerseminare für Bauunternehmer, Sprachreisen, SAP-Kurse, Selbstmarketing - allein in Berlin bieten mehr als 500 Institute Unterricht für Erwachsene an, schätzt Monika Mareyen, Leiterin der Weiterbildungsdatenbank Berlin. Aber nicht jeder Kurs verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Von Marion Hartig

Wer sich beruflich weiterbilden will, hat die Qual der Wahl: Social-Networking, Managerseminare für Bauunternehmer, Sprachreisen, SAP-Kurse, Selbstmarketing - allein in Berlin bieten mehr als 500 Institute Unterricht für Erwachsene an, schätzt Monika Mareyen, Leiterin der Weiterbildungsdatenbank Berlin. Aber nicht jeder Kurs verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wer mit seiner Weiterbildungsbiographie beruflich attraktiver werden will, sollte wählerisch sein, raten Personalentscheider.

Weiterbildung mache nur Sinn, wenn man sich nicht beliebig qualifiziere. „Man muss sich gut überlegen, wo man steht und wo die Reise hingehen soll", meint Katharina Heuer, Personalchefin von Daimler Chrysler Services. Wenn sie eine Bewerbung auf den Tisch bekomme, achte sie auf „zielführende" Weiterbildungen, darauf, dass der Bewerber individuelle Lernfelder entdeckt habe, um sein Berufsprofil zu optimieren. In fast jedem Job sei es sinnvoll, seine Englisch, EDV- und Internetkenntnisse aufzufrischen, ergänzt der Geschäftsführer der Unternehmensberatung Kienbaum, Jürgen Below.

Die Augen auch für Themen der Zukunft zu öffnen, empfiehlt Gertraude Krell, Betriebswirtschaftlerin an der Freien Universität. Weiterbildungen müssten Hand in Hand mit gesellschaftlichen Entwicklungen gehen. Für Führungskräfte sei es klug, sich im Hinblick auf den zunehmenden Mangel an Arbeitskräften mit „Genderkompetenz", also der beruflichen Chancengleichheit von Männern und Frauen, zu befassen. Zukunftstragend sei es auch, sich in „Managing Diversity", dem Führen einer vielfältigen Belegschaft, weiterzubilden. Für immer mehr Unternehmen sei interkulturelle Kompetenz mittlerweile ein unbedingtes Muss.

Ist der Kursinhalt entschieden, steht die Wahl des Anbieters an. „Im sicheren Boot sitzt, wer sich nicht für einen Wald- und Wiesenfortbildungsträger entscheidet, sondern auf anerkannte n, auf etablierte Universitäten und Schulen zurückgreift", meint Kienbaum-Chef Below. Kurse, die mit exotischen Berufsbildern werben und einen Erfolgssprung in den Arbeitsmarkt verheißen, seien mit Vorsicht zu genießen. Hand und Fuß dagegen hätten solide Maßnahmen, die mit Prüfung und staatlich anerkanntem Abschluss enden. Ob man sich dabei für einen Abendschulkurs entscheide, alleine vor dem Rechner lerne oder an einer Ganztagsfortbildung teilnehme, spiele bei einem Zertifikatsabschluss keine Rolle.

Das sieht Klaus Albin von Siemens mittlerweile genauso. Noch vor einigen Jahren habe das Unternehmen per E-learning erworbene Abschlüsse skeptisch betrachtet. Man habe sich daran gewöhnen müssen, dass auch im Do-it-yourself-Verfahren erworbene Qualifikationen ihren Wert haben. An der Bedeutung eines Zertifikatsabschlusses aber habe sich nichts geändert. Gerade für technische Jobs wie Microsoftengineer oder Systementwickler sei ein anerkannter Abschluss Zugangsvoraussetzung.

Auch auf die Note unter dem Zeugnis wirft der Siemens-Personalberater einen Blick. Der Bewerber sei bereits von unabhängigen Prüfern bewertet worden, seine Selbstdarstellung sei dagegen weniger aussagekräftig. Jerome Niemeyer von Pixelpark schenkt der Note hingegen kaum Beachtung. „Eine relative Größe, die vom Leistungsniveau des Kurses abhängt", meint der Personalchef.

Weiterbildungen, die zu anerkannten Ausbildungsberufen führen, sind nicht in jedem Fall die richtige Wahl, sagt Barbara Dorn von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Kurse mit anerkanntem Abschluss seien inhaltlich oft sehr „festgezurrt". In weniger normierten Angeboten aber könne ein Teilnehmer unter Umständen flexibler an seinem Leistungsprofil feilen und spezifischer auf die Anforderungen in seinem Job reagieren. Wichtig für die Bewerbungsmappe sei, nicht nur die Teilnahmebescheinigungen, sondern auch ein Zertifikat anzuhängen, in dem Inhalte und Volumen der einzelnen Module aufgeführt sind.

Auf einen hohen Praxisanteil in Weiterbildungsangeboten zu achten, empfiehlt Personalberater Albin. Anwendungskenntnisse und Berufserfahrung seien ein großer Pluspunkt für den Arbeitsmarkt. Zudem ließen sich Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern knüpfen. Und: Weiterbildung ersetze keine im Job gesammelten Erfahrungen. Dennoch habe jede zielgerichtete Weiterbildung ihren Wert: Der Bewerber zeige, dass er einem bestimmten Thema einen Wert beimesse und sich damit auseinandergesetzt habe.

Weiteres im Internet:

www.wdb.de

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