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Berlin: Expedition ins Pflanzenreich

Der Botanische Garten feiert sein 100-jähriges Bestehen in Dahlem – mit einem Fest für 100 Cent

Wie weiland Marco Polo können Berliner heute auf eine pflanzengeografische Expedition von Italien nach China gehen, dabei schwimmende Gärten besuchen oder „Victoria und anderen Seerosen“ bewundern. Anders als zu Marco Polos Zeiten reichen 100 Cent als Reisekasse – so viel kostet der Eintritt zum Jubiläumsfest des Botanischen Gartens. Dabei kann man die „Kinderstube für Pflanzen aus aller Welt“ besuchen oder sich über Pilze, Nützlinge, Kräuter, Baumpflege und vieles mehr informieren. Auch darüber, dass gegen jedes Wehwehchen in der Natur ein Kraut gewachsen ist.

Das „Berliner Gartenfest für 100 Cent“ findet anlässlich eines besonderen Jubiläums statt – vor 100 Jahren öffnete der Botanische Garten am Standort Dahlem erstmals seine Pforten.

Das war zwar nicht ganz genau am 13. Juni, sondern am 13. April, Ostermontag 1904, aber so richtig stimmt auch dieses Datum nicht, denn endgültig eröffnet wurde der Garten nebst Museum erst am 24. und 25. Mai 1910. „Eigentlich gibt es kein richtiges Jubiläumsdatum“, sagt Garten-Sprecherin Brigitte Zimmer, „der neue Garten wurde stückweise übergeben.“ Nimmt man es ganz genau, ist der Botanische Garten sogar noch älter – stolze 325 Jahre. 1679 war auf Anordnung des Großen Kurfürsten auf dem Gebiet des heutigen Kleistparks ein landwirtschaftlicher Mustergarten entstanden, der sich zum Botanischen Garten auswuchs. Dem mangelte es um 1888 an Platz, Luft und Licht – ein Häusermeer umschloss inzwischen die grüne Oase.Eine neue sollte her, aber wo?

Der damalige Kustos Ignatz Urban war es, der bei seinen Reitausflügen die Domäne Dahlem als geeigneten Platz für den neuen Botanischen Garten entdeckte. Die 43 Hektar Kartoffelacker waren staatlicher Besitz und kosteten dadurch nichts. 1897 setzte der Kaiser seinen „Wilhelm“ unter das Projekt – damit begann die Geschichte des Botanischen Gartens in Dahlem. Heute zählt er mit etwa 22000 Pflanzenarten auf 43 Hektar zu den größten der Welt. In der Gegenwart ist das Naturdenkmal akut gefährdet – durch den chronischen Berliner Geldmangel. Dass es beim „Berliner Gartenfest für 100 Cent“, das der Direktor des Botanischen Gartens, Werner Greuter, heute um 11.30 Uhr auf der Bühne am Italienischen Garten eröffnet, trotzdem an nichts mangelt, ist Sponsoren zu verdanken. Allein die Fleischer-Innung spendierte 990 Würste zum Verkauf und eine Weinhandlung 1000 Flaschen Jahrgangssekt „Botanischer Garten“.

Zum Gartenfest können die Kleinen zeichnen, Märchen lauschen oder spielen, während die Großen sich vielleicht zu Orchideen und Bromelien durch die Anzuchthäuser oder zu den Rohren und Gängen unter den Gewächshäusern führen lassen. Auch ein Blick hinter die Kulissen der Warmhäuser und ein Pflanzenverkauf aus den Beständen des Botanischen Gartens gehören zum umfangreichen Führungs- und Informationsprogramm des Gartenfestes. Das hat übrigens nicht einen, sondern 900 „Schirmherren“ – so viele Berliner kauften inzwischen schon einen Schirm mit dem Garten-Logo.

10 bis 20 Uhr: „Berliner Gartenfest“ im Botanischen Garten, Eintritt: ein Euro. Eingänge: Königin-Luise-Straße 6-8, Unter den Eichen 5-10.

Heidemarie Mazuhn

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