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Berlin: Express zur Doktorwürde

Jahrelang handelte ein 35-Jähriger mit gefälschten Titeln. Dafür wurde er jetzt zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Die einen wollten aus purer Eitelkeit das „Dr.“ vor dem Namen stehen haben, die anderen brauchten es für eine steile Karriere: Es waren Manager, die zu Martin D. kamen, Ärzte, Anwälte, Apotheker, ein Pfarrer oder ein ehemaliger BKA-Beamter. Und D. half: Gegen Zahlungen von bis zu 44 000 Euro verhalf er den Männern auf dem Expressweg zur gefälschten akademischen Würde. Doch damit ist nun Schluss: Gestern wurde der 35-jährige D. wegen Handels mit gefälschten Doktortiteln zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ein 55-jähriger Schauspieler, der im Auftrage des Hauptangeklagten gegenüber den Kunden Professoren deutscher Universitäten doubelte, erhielt zwei Jahre Haft.

„Akademus – Kanzlei für Wissenschaftsberatung“ nannte sich das Büro von Martin D. am Kürfürstendamm. Über Anzeigen warb er für schnelle Promotionen. „Die Kunden hatten wenig Zeit, aber Geld“, hatte er den Richtern erklärt. Für die Dissertationen fand er einen Berliner Journalisten, der die Arbeiten gänzlich oder zum Teil geschrieben haben soll. In seiner Agentur trafen die Interessenten schließlich auf ihren angeblichen Doktorvater. Schauspieler Norbert W. übergab dann auch häufig als angeblicher Professor die gefälschten Doktorurkunden. Fragen an das Double kamen kaum. Den eitlen Kunden sei es doch nur darum gegangen, dass der Titel in den Personalausweis eingetragen wird, sagte der geständige D.

Das Unternehmen Titelbeschaffung lief wie am Schnürchen. Von 600 Interessenten blieben bei dem Schwindel zwischen 2000 und Anfang 2002 rund 100 Kunden übrig. Einige Fälle wurden während des Prozesses allerdings eingestellt. Sie betrafen vor allem die falschen Doktoren, die im Ermittlungsverfahren nicht kooperativ waren. Aus Sicht der Richter wurden die Kunden zwar getäuscht. Allen sei aber klar gewesen, dass sie in einem ordentlichen Verfahren nicht so schnell zu einer Promotion gekommen wären. Nur wenige haben nach dem Titel-Verlust rechtliche Schritte gegen D. eingeleitet haben, um ihr Geld zurückzubekommen. Einer der Kunden sagte als Zeuge: „Ich habe hoch gespielt und verloren.“

Kerstin Gehrke

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