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Scheint sauber.

© dpa

Fäkalien aus der Leitung: Babelsberger trinken offenbar seit Tagen verkeimtes Wasser

Das Gesundheitsamt rät den betroffenen Haushalten: Alles abkochen und gründlich die Hände waschen. Mittlerweile sind die Rohre durchgespült. Ob das Problem damit gelöst ist, sollen neue Messwerte am Sonnabend zeigen.

Potsdam – Im Potsdamer Leitungswasser sind gesundheitsgefährdende Coli-Bakterien gefunden worden, unter anderem in der Nähe einer Kindertagesstätte. Am Mittwochabend gab das Gesundheitsamt deshalb eine Eil-Warnung für Teile von Babelsberg. Dort darf Wasser aus der Leitung nicht mehr ohne Weiteres getrunken werden – es muss abgekocht werden. Betroffen sind nach Angaben der Stadtwerke 3700 Haushalte, also fast 10 000 Menschen, die in dem Gebiet leben. Eine akute Gefahr bestehe nicht, teilte das brandenburgische Gesundheitsministerium mit.

In dem Wasser seien bei Proben coliforme Keime und Escherichia coli gefunden worden, teilte das Potsdamer Gesundheitsamt mit. Die Behörde empfiehlt daher, das Wasser vorsorglich abzukochen – sei es zum Trinken, zum Kochen, zum Zähneputzen oder zur Reinigung von Gegenständen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Alle krankheitserregenden Mikroorganismen würden zerstört, wenn das Wasser für mindestens drei Minuten koche.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Wasser seit längerem belastet ist und die Babelsberger schon seit einiger Zeit davon trinken. Die Proben, in der die Fäkalkeime gefunden wurden, seien bereits am Montag bei Bauarbeiten am Leitungssystem in Babelsberg genommen worden, sagte Stadtwerkesprecher Stefan Klotz. Die Auswertung der Proben dauere zwei Tage, daher habe das Unternehmen erst am Mittwochabend warnen können. Wie lange die letzte Probe zurückliegt, konnte Klotz nicht sagen. Am Donnerstag verteilten Mitarbeiter der Stadtwerke im betroffenen Gebiet Handzettel, um die Anwohner zu warnen. Zugleich wurde an einer Stelle das Hauptrohr leergepumpt, die Wassermassen in den Gully geleitet.

In der Nacht sind die Rohre durchgespült worden. Ob dies den gewünschten Erfolg bringt, zeige sich aber erst am Samstag, wenn weitere Probeergebnisse vorliegen, sagte Potsdams stellvertretender Amtsarzt Ronny Möckel. Damit sollen auch der Umfang der Belastung näher bestimmt und der Herd der Verunreinigung gefunden werden. Der gleichzeitige Nachweis von Coli-Bakterien und Escherichia coli im Trinkwasser ist ein Indiz dafür, dass dieses mit Fäkalien verunreinigt ist. Das Gesundheitsministerium bezeichnete das Vorgehen der Stadt als richtig. Noch gehe es aber nur um Vorsorgemaßnahmen, die durch die vorhandenen Probewerte gedeckt seien. „Die Behörde hat sehr gut und professionell reagiert“, sagte ein Ministeriumsmitarbeiter.

Coliforme Keime und Escherichia coli können Darmkrankheiten auslösen. „Die wesentlichen Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall“, sagte Möckel. „Jede Infektion kann lebensgefährlich sein. Besonders gefährdet sind Menschen, die Medikamente einnehmen, die die Funktionen des Immunsystems vermindern, wie Cortison.“ Auch Zuckerkranke oder HIV-Infizierte seien gefährdet. Das Risiko, sich über das Trinkwasser anzustecken, sei hoch, „wenn man viel Leitungswasser in kurzer Zeit trinkt“, sagte Möckel. „Wer nur Leitungswasser trinkt, ist potenziell gefährdet. Wir schließen nicht aus, dass man sich mit kleinen Mengen ansteckt.“ Zudem seien die Erkrankten ansteckend: „Es reicht, wenn sich ein Erkrankter nach der Toilette nicht ordentlich die Hände wäscht. Der nächste greift an die Türklinke und isst danach einen Apfel, so überträgt sich der Keim. Die Inkubationszeit variiert von wenigen Stunden bis drei Tagen.“ Wer erkrankt sei, solle viel trinken – gesalzenen Tee oder eine Elektrolytlösung.

Zuletzt hatten die Stadtwerke im Jahr 2007 eine Warnung vor Coli-Bakterien herausgegeben. Damals war das Leitungswasser in Groß Glienicke über Tage hinweg verunreinigt. Derartige Fälle sind in Brandenburg und Berlin also selten. In keinem Fall musste bisher eine Anlage außer Betrieb genommen werden. (mit jab/tor)

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