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Mein linker, linker Platz ist frei. BVG-Chefin Evelyn Nikutta bittet die Fahrgäste, Platz zu nehmen zum Probesitzen für neue U-Bahn-Sitze. Das Ergebnis der Abstimmung soll darüber entscheiden, welche Sitze die Verkehrsbetriebe kaufen.

© Davids/Darmer

Fahrgäste bestimmen mit: Welcher Sitz ist der beste für die Berliner U-Bahn?

Mal so richtig in der U-Bahn rumlümmeln? Die BVG bittet darum! Fahrgäste können in einem Testzug die neuen, optimalen Sitze bestimmen.

„So, und nun testen Sie mit allem, was Sie haben“, sagt augenzwinkernd Hans-Christian Kaiser, der Bereichsleiter U-Bahn bei der BVG. Er meint damit den Po, das Gesäß, den allerwertesten Hintern, aber auch den Rücken, die Augen, Hände und Sinne, die nun in Aktion treten sollen. „Ein sehr emotionales Thema!“

Am Gleis 3 der U 5 nach Hönow starteten gestern die Berliner Verkehrsbetriebe eine zutiefst volksdemokratische Aktion, eine Volksbefragung großen Stils, an der sich alle, vom Baby bis zur Großmutter, beteiligen können. Das Motto lautet ganz offiziell: „Berliner, wählt Euren neuen U-Bahnsitz!“ Es geht hier am Alexanderplatz um das Wohl der Fahrgäste: Von 1,4 Millionen U-Bahn-Benutzern täglich ist die Rede, 1,4 Millionen Rücken und Gesäße wollen gut platziert sein. Und die BVG tut, was sie kann. Sie erforscht Volkes Stimme über die Bequemlichkeit bei der Tour: Welcher Sitz ist der beste im Untergrund?

Auch BVG-Chefin Sigrid Nikutta schaute vorbei, saß – und schwieg, wer ihr Favorit sein könnte. Das sollen besser die Kunden entscheiden. Die ersten sind ratlos, Ehepaare geraten in Streit, Kinder springen von einem Sitz zum anderen, dann zeigt die Tochter auf Sitz Nr. 1: „So schön kuschelig“.

Auch am heutigen Mittwoch noch steht auf dem U-5-Gleis am Alex ein Testzug, in dem sieben verschiedene Sitztypen zum Probesitzen einladen. Einer ist so schön wie der andere. Jeder hat seine Vor- und Nachteile, die auf einem Display vorsorglich aufgelistet sind. Die Bezüge im klassischen BVG-Muster sind alle gleich, schwarz-weiß-grau mit roten, blauen und gelben Punkten. Aber dann, die Form! Nr. 5 hat eine hohe Rückenlehne, Nr. 1 gibt sich bescheiden mit einem Plastikrand und Stoffbezug, Vorteile sind eine zweiteilige weiche Auflagefläche, die bei Vandalismus leicht ausgetauscht werden kann. Außerdem darf man hier seine Aktentasche abstellen. Die Nachteile: Hoher Reinigungsgrad, Anfällig für Messerstiche, Flüssigkeiten und Schmutz werden durch den Stoff aufgenommen, schwierige Reinigung.

Bequeme Wahl. Nach der Sitzprobe können Fahrgäste direkt abstimmen.
Bequeme Wahl. Nach der Sitzprobe können Fahrgäste direkt abstimmen.

© Thilo

Nummer 2 ist ein Einzelsitz „für mehr Privatsphäre“ in der zweiteiligen weichen Auflagefläche. Dann sind da aber noch die kleinen Materialunterschiede: Kunststoffbezug „in Lederoptik“ (Kunstleder!) oder Textil- oder gar kein Bezug, da sind die robusten Hartschalen, die jede Kaffee-to-go-Attacke ertragen, kein Einsickern mehr, nur noch abwischen. Und schließlich spielt auch noch die Ergonomie eine Rolle, die Anpassung, der bequeme Sitz – „auch die Ärzte sagen ihr Wort und viele, viele andere, wenn es um Neuerungen geht“, sagt Hans-Christian Kaiser, „aber warum soll so etwas in Direktionszimmern entschieden werden und nicht von denen, die tagtäglich damit zu tun haben?“

Noch bis zum 30. Oktober fährt der Zug 23 Stationen an, oft jene mit angeschlossenem Einkaufszentrum. In einen iPad am Sitz gibt man die Nummer seines Favoriten ein. Die Sitze mit den meisten Stimmen werden in 34 neue Züge eingebaut, die ab 2015 fahren. Beim Gewinnspiel gibt es vier originale Bänke: Siegersitze.

Testsitzen Mittwoch von 8–16 Uhr U-5-Station Alexanderplatz, Donnerstag 7–12 Wittenau und 14-19 Uhr Wilmersdorfer Straße, Freitag 7-12 Leopoldplatz, 14 –19 Pankow. Mehr unter www.bvg.de

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