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Werbellinsee

© Björn Seeling

Radtour: Lockruf der Wälder

Herrliche Seen, romantische Haine und schmucke Städtchen: Auf der Tour durch die Schorfheide wird es verführerisch.

Vorsicht, dies wird eine Tour der Verführungen: glitzernde Seen, romantische Wälder, herrliche Aussichten, rustikale Dörfer und adrette Städtchen wechseln sich ab auf dieser Fahrt durch die Schorfheide. Ständig möchte man einen Zwischenstopp einlegen. Die Bahnverbindungen von und nach Berlin sind aber ausgezeichnet, es kommt also nicht auf die Minute an, wann das Ziel erreicht wird.

Die erste Verführung wartet kurz nach dem Start am Kaiserbahnhof in Joachimsthal: „Es ist ein Märchenplatz, auf dem wir sitzen, denn wir sitzen am Ufer des Werbellin“, schwärmte Theodor Fontane vom See, der wohl zu den schönsten - und saubersten - Gewässern Brandenburgs gehört. Wer zeitig kommt, kann sein Frühstücksbrot noch ganz ungestört von anderen Ausflüglern an der Liegewiese „Am Stein“ auspacken. In der näheren Umgebung gibt es aber auch einige Lokale, die für einen Brunch gut sind. Es empfiehlt sich allerdings, vorher einen Blick auf die Öffnungszeiten im Internet zu werfen, die Wirte in Joachimsthal sind nicht gerade Frühaufsteher.

Bis auf ein paar holprige Meter am Start und im mittleren Abschnitt führt die Tour über sehr gut ausgebaute Pisten, die vor allem dem Verlauf des prima ausgeschilderten Uckermärkischen Radrundwegs folgen. So geht es rasch hinein in das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands und wohl auch eines der abwechslungsreichsten. Kiefern wechseln mit Buchen, nach der nächsten Biegung weitet sich der Blick auf die sanft gewellte Landschaft und schon geht's zurück in den Wald. Immer wieder möchte man die Picknickdecke auspacken und ein paar Minuten die absolute Ruhe und würzige Luft genießen. Schon die Mächtigen vergangener Zeiten wussten die Vorzüge der Schorfheide zu schätzen, allerdings auf andere Art: Sie gingen auf die Pirsch, die Markgrafen, Kurfürsten, Könige, ­Kaiser, Nazi- und SED-Führer, und so ist die Tour eigentlich auch eine durch die deutsche ­Geschichte. In Templin ist sie im wahrsten Sinne des Wortes obendrein ­ergreifbar, denn dort steht die mittelalter­liche Stadtmauer, fast 1,8 Kilometer lang und bis zu ­sieben Meter hoch.

Glückliches Templin, denn das Städtchen hat einen restaurierten Stadtkern mit annehmbaren Restaurants, Cafés und einer gemütlichen Passage, außerdem ein großes Thermalbad - und den Lübbesee. Wer es bis an sein Ufer geschafft hat - und unterwegs nicht der Verlockung erlegen ist, im Dörfchen Parlow den Rest des Tages auf der Terrasse des Gasthofs „Am Speicher“ mit Blick übers weite Feld zu verbringen - sollte im Strandbad die entspannte Stimmung genießen oder einfach weiterradeln zum Hafen am Templiner See (oder auch Stadtsee), wo schon der Dampfer wartet zur Seenpanorama-Tour. Aber das ist vielleicht schon eine Verlockung zu viel.

Joachimsthal - Templin

Nur am Anfang gibt es ein paar Steigungen, ansonsten geht es auf nicht besonders anstrengender Route über gut ausgebaute Wege durch Wald und Flur. Allerdings sollte man für die Fahrt durch die Schorfheide einen Tagesausflug planen

Start

Wie schon Wilhelm II. starten wir am Kaiserbahnhof in Joachimsthal zur Tour in die Schorfheide. Die im Orginal erhaltene Station wurde einst für den deutschen Herrscher gebaut. Er reiste mit dem Salonwagen aus Berlin an, stieg in eine Kutsche um und erreichte auf kurzem Weg das Jagdschloss ­Hubertusstock. Wir nehmen das Rad und folgen an der Kreuzung mit der Landstraße der abschüssigen Seerandstraße in Richtung Elsenau

KM 1,3

Kurz vorm Yachthafen scharf links halten, auf der holprigen Seepromenade geht es entgegensetzt der Fahrtrichtung zur Liegewiese „Am Stein“.

KM 2,3

Nach einem etwas anstrengenden Aufstieg über einen unbefestigten Weg ist das Ausflugslokal „Arthouse“ erreicht. Wer nicht einkehren will, lässt es rechts liegen, strampelt weiter den Jägerberg hinauf und erreicht wieder die Landstraße. Jetzt links halten in Richtung Joachimsthal.

KM 5,2

Wir stehen vor der Joachimsthaler Schinkel-Kirche. 1814 war der Vorgängerbau abgebrannt, und von 1817 bis 1820 entstand ein neues Gotteshaus nach den Plänen des berühmten Baumeisters. Unweit davon erinnert ein Denkmal an den Gründer der Stadt, Kurfürst Joachim Friedrich. Nach einer kleinen Ortsbesichtigung geht es danach weiter auf der Templiner Straße über den Bahnübergang in Richtung Wald.

Kaiserbahnhof Joachimsthal
Kaiserbahnhof Joachimsthal

© Björn Seeling

KM 7,3

Rechterhand ist ein Abstecher zur Badestelle Ochsenwerde am Grimnitzsee ­möglich.

KM 10,1

Entweder scharf links halten und dem Uckermark-Rundweg folgen oder geradeaus ins Kranichdorf Parlow. Sehenswert ist der Kranichspeicher, ein liebevoll restauriertes historisches Lagergebäude, das heute ein Info-Zentrum beherbergt samt Außenstelle des Jochimsthaler Standesamts. In einer früheren Scheune empfängt der „Gasthof am Speicher“ seine Gäste. Von der Terrasse aus lassen sich - je nach Jahreszeit - die majestätischen Kraniche beobachten.

KM 18,3

Das Dorf Friedrichswalde wurde 1748 auf Erlass Friedrichs des Großen gegründet. Früher war es wegen seiner Holzschuhe weithin bekannt; ein kleines Museum im ehemaligen Pfarrhof erinnert daran. An der Einmündung links halten.

KM 23,6

Im abgeschiedenen Reiersdorf hat die Landeswaldoberförsterei Brandenburgs ihren Sitz, wo es auch Informationen zum Thema Naturschutz gibt.

KM 26,4

Wir stehen vor dem hübschen Fachwerk-Kirchlein von Gollin, drehen um und folgen dem Radweg in Richtung Ahlimbsmühle. Wer will, steigt vorher im Dorfkrug ab.

Allee - top!
Allee - top!

© Björn Seeling

KM 29,8

Linkerhand geht es am Ortseingang auf glatter Piste übers Feld, später tauchen wir wieder in den dunklen Wald ein. Dort glitzert auf der rechten Seite immer mal wieder der Lübbesee durch die Bäume. Bademöglichkeiten gibt es bis kurz vor Templin leider nicht.

KM 38,1

Das Strandbad am Lübbesee kostet keinen Eintritt. Ideal für Kinder ist der flache Uferbereich mit ganz viel Sand zum Buddeln. In der Nähe liegt das „Seehotel“, ein - rein äußerlich - nicht besonders attraktiver Plattenbau aus DDR-Zeiten. Dem Radweg in die Altstadt von Templin folgen.

KM 40

Die Dargersdorfer Straße führt hinein in die Altstadt vom Templin. Hier lohnt ein Abstecher zur historischen Stadtmauer, die fast vollständig erhalten ist. Die Stadt nennt sich selbst „Perle der Uckermark“ und glänzt tatsächlich mit einem restaurierten Marktplatz samt Rathaus. Hübsch ist die etwas versteckte Altstadtpassage mit Schokoladen- und kuscheligem Hinterhofcafé. Gemütlich sitzt es sich im „Altstadtcafé“, dessen Besitzer eine ansehnliche Sammlung von Kaffeekannen zusammengetragen hat. Doch Achtung: Berühren verboten - lieber die Finger nach dem köstlichen Kuchen ausstrecken.

Speicher in Parlow.
Speicher in Parlow.

© Björn Seeling

Essen & Trinken

Arthouse/Arttisch Esskultur

Gute Cross-Over-Küche mit regionalen Produkten, gutes vegetarisches Angebot, sonntags Brunch-Reservierung empfehlenswert. Schöner Garten oberhalb des Werbellinsees. (S. 134)

16247 Joachimsthal, Jägerbergweg 3, Tel. (033361) 72 92 20, www.arttisch.com

Gasthof Am Speicher

Gute Hausmannskost und regionale Küche, Terrasse mit herrlichem Weitblick.

16247 Friedrichswalde OT Parlow, Hof 35, Tel. (033361) 703 74, www.gasthof-am-speicher.de

Altstadtcafé Templin

Köstliche selbstgebackene Kuchen und Torten, gutes Imbissangebot. 17268 Templin, Am Markt 11, Tel. (03987) 20 82 79

Weitere Radtouren finden Sie in den Magazinen "Tagesspiegel Radfahren" und "Tagesspiegel Brandenburg".

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