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Im Jugendzentrum „Die Pumpe“ in Mitte wohnen auch geflüchtete Minderjährige.

© Tania Röttger

Fake-Event in Berliner Unterkunft: Facebook-Scherz beunruhigt Flüchtlinge

"Taschendiebstahl leicht gemacht"? Aus einem Facebook-Witz entsteht ein Verdacht. Die Betroffenen finden das gar nicht lustig.

Taschendiebstahl leicht gemacht“ – drei Experten erklären, wie man Smartphones und Handtaschen klaut. Nach einem Facebook-Eintrag, der in Berlin schnell die Runde machte, sollte eine Veranstaltung zu genau diesem Thema im Jugendzentrum „Die Pumpe“ in Mitte stattfinden. Dort wohnen auch geflüchtete Minderjährige.

Als die Mitarbeiter der Pumpe von der Veranstaltung erfuhren, „breitete sich Unmut und Unverständnis aus“, sagt Barbara König, Geschäftsführerin der Berliner Arbeiterwohlfahrt, dem Betreiber der Pumpe. Die Veranstaltung hatte schließlich nichts mit dem Jugendzentrum zu tun. Geflüchtete, Taschendiebstahl – will da etwa jemand negative Stimmung verbreiten? In der Pumpe drängte sich der Verdacht auf, dass die Falschmeldung einen rechtsextremen Hintergrund haben könnte.

„Die nicht so schmierige Veranstaltungsfirma“

Der angebliche Veranstalter auf Facebook nennt sich so: „Die nicht so schmierige Veranstaltungsfirma.“ Die „Firma“ kündigt auch andere Veranstaltungen an – etwa „Schritt für Schritt mit dem Rauchen anfangen“ (Ort: Murats Kiosk) oder „Sondermüll entsorgen“ (Ort: Naturschutzgebiet in Bugewitz) und sieht das als Satire.

Die ausgesuchten Orte recherchieren die fünf Studenten, aus der die Gruppe nach eigenen Angaben besteht, anscheinend nicht. „Es kam zu diesem Veranstaltungsort, weil das der lustigste Name eines Facebook-Ortes war, der unter den ersten fünf Vorschlägen war“, lässt die Facebook-Gruppe auf Anfrage wissen. Sie hätten einfach das Wort „Jugendzentrum“ in das Ortsfeld von Facebook eingegeben.

Sorge vor fremdenfeindlichem Aufmarsch

König sagt, über Satire könne man ja eigentlich grundsätzlich nicht streiten, aber lustig findet sie das Ganze trotzdem nicht: Schließlich machte nicht nur sie sich Sorgen um einen möglichen Aufmarsch vor einer Unterkunft minderjähriger Flüchtlinge, organisiert von undurchsichtigen Veranstaltern. Fast 3000 Menschen hatten bis Montag ihre Teilnahme auf Facebook zugesagt, weitere 11.000 zeigten sich „interessiert“. „Die Veranstaltungsfirma hätte sich einfach bei uns melden können“, sagt König. Es sei ärgerlich, dass die Arbeiterwohlfahrt mit so etwas in Verbindung gebracht wurde.

Sie kontaktierte auch das Social Media Team der Berliner Polizei. Das hatte die Veranstaltung zuvor satirisch kommentiert: „Wir bieten an: Sie nennen uns die drei Experten vorher und wir schauen mal nach, wie gut deren Expertise ist.“ Das Social Media Team teilt mit, sie seien durch ihre Community auf die Veranstaltung aufmerksam geworden und hätten sich dann „dazu positioniert“.

Inzwischen wurde der Veranstaltungsort öffentlich geändert: von der Pumpe zum Berliner Hauptbahnhof. Und was hat die satirische „Veranstaltungsfirma“ aus dieser Sache gelernt? Auf eine Facebook-Anfrage lassen die Studenten wissen: „Soziale Institutionen wie das Jugendzentrum Die Pumpe werden ab jetzt nur noch unschuldige Veranstaltungen wie die Katzen-Misswahl Berlin austragen.“

Tania Röttger

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