zum Hauptinhalt

Berlin: Falkenberg: Betonsäulen zu Katzenbäumen

Wer den Hinweisschildern zum Tierheim am Hausvaterweg folgt, wird vermutlich enttäuscht sein. Tiere sucht man auf dem riesigen Gelände am nördlichsten Zipfel Lichtenbergs bislang vergeblich.

Wer den Hinweisschildern zum Tierheim am Hausvaterweg folgt, wird vermutlich enttäuscht sein. Tiere sucht man auf dem riesigen Gelände am nördlichsten Zipfel Lichtenbergs bislang vergeblich. Stattdessen haben dort immer noch Bauarbeiter das Sagen. Bis zu 80 Maurer, Dachdecker, Zimmerleute, Fliesenleger und Maler sind gleichzeitig am Werkeln. Sie sind im Endspurt, denn im September soll endlich alles fertig sein.

Wie schon lange geplant, ziehen dann die fast 1000 "tierischen Bewohner" und 50 Mitarbeiter von der Dessauerstraße in Lankwitz zum Hausvaterweg nach Falkenberg. Eigentlich sollte das moderne Domizil, das nach Aussage des Tierheim-Chefs Volker Wenk, das "größte und modernste der Welt" ist, schon vor einem Jahr fertig sein. Doch Ärger mit der ersten Baufirma, von der sich der Tierschutzverein sogar trennte, schwierige Konstruktionen und auch das schlechte Wetter führten immer wieder zu Verzögerungen.

"Es ist ein schöner, aber auch komplizierter Bau, der die Handwerker vor schwierige Aufgaben stellte", sagt Volker Wenk. So habe beispielsweise die Wölbung der Betondächer und auch die Verbindung der vielen Glasflächen mit dem Beton zu Problemen geführt. Auch über den optimalen Bodenbelag wurde lange beraten. Inzwischen zieren helle, aufgerauhte Kacheln das Katzenhaus.

Eigentlich ist nicht mehr viel Fantasie nötig, um sich die fertigen Gebäude vorzustellen. Mehr als 14 000 Kubikmeter Beton wurden in den vergangenen Monaten verarbeitet. Entstanden sind langgestreckte und runde Bauten, an denen die vielen Öffnungen auffallen. Durch das einfallende Tageslicht entsteht eine angenehme Atmosphäre.

Raumhohe Säulen bieten im Katzenhaus nicht nur einen interessanten Blickfang, sondern sollen den Tieren zugleich als eine Art Katzenbaum dienen. Noch präsentieren sie sich im grauen Beton. "Vielleicht gestalten wir sie farblich, so dass beim Blick in das Haus der Eindruck eines Urwaldes entsteht", erklärt Wenk. Die Besucher können die Tiere jedenfalls von allen Seiten betrachten.

Auch die Hunde werden künftig viel mehr Platz haben. Fünf Rondelle mit jeweils drei Pavillons stehen zur Verfügung. Je nach Sympathie lassen sich Luken zum Hundenachbarn öffnen. Zwischen diesen Bauten befinden sich kreisförmige Rasenflächen, die wahrscheinlich als Hundeschule genutzt werden. "Die Leute können dort aber auch die erste Beziehung zu ihrem neuen Haustier knüpfen, es streicheln oder mit ihm toben", sagt der Tierheim-Chef.

Im östlichen Teil des insgesamt 163 000 Quadratmeter großen Areals befinden sich das Kleintierhaus, die Arztpraxis, eine Tiersammelstelle und Büros. Auch hier gibt es runde Räume, mit großen Fensterscheiben und gläsernen Luken in der Decke. 160 "Krankenbetten" stehen zur Verfügung, es gibt beheizbare Fußböden, modernste Technik sorgt für ständige Frischluftzufuhr.

Mindestens drei Mal wöchentlich fährt Volker Wenk auf die Großbaustelle. Dass es teilweise nicht so voranging, liegt für den Chef des Tierheims aber auch an dem einmaligen Vorhaben. "Noch nie ist ein Tierheim in dieser Größe geplant worden", sagt der 63-Jährige. Die rund 65 Millionen Mark, die für das Projekt des Architekturbüros Bangert nötig waren, kamen ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen des Tierschutzvereins zusammen. Wenk ist davon überzeugt, dass es auch das schönste Tierheim - zumindest Deutschlands - ist. Denn zwischen den hellen Betonbauten entsteht ein grüner Park. Etwa 100 Eichen wurden schon gepflanzt. Auch ein Teich ist in Arbeit, den mehrere Brücken überqueren. Später sollen noch Rankengewächse die Betonwände verdecken.

Insgesamt 16 Grundstücke schaute sich Wenk an, bevor er Mitte der 90er Jahre das Grundstück im ehemaligen Bezirk Hohenschönhausen kaufte. Es wurde früher landwirtschaftlich genutzt und ist etwa so groß wie 30 Fußballfelder. Wenk hofft, das seine Philosophie vom modernen Tierheim aufgeht - und die Besucher beim Betreten des Geländes die Tiere zunächst weder hören noch riechen. "Sie sollen vielmehr ein Gefühl der Erholung spüren."

Steffi Bey

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false