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Fallstricke des Alltags: Handreichung für Partygäste

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Wie begrüßt man eigentlich größere Runden? Das frage ich mich immer, wenn ich zu einer Party, einer Tagung oder zu einem Essen komme, und es befinden sich schon etliche Leute im Raum, von denen ich nicht alle kenne. Soll ich zu jedem einzelnen gehen und ihm die Hand schütteln? Oder bringt das zu viel Unruhe in die Gesellschaft.

Marc, spät gekommen

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Da gibt es zwei Schulen. Die einen halten es tatsächlich für höflich, jedem Einzelnen die Hand zu geben und sich bei den jeweils Unbekannten mit Namen vorzustellen. Die Reaktionen auf das Thema „Händeschütteln“, das kürzlich an dieser Stelle abgehandelt wurde, zeigen mir freilich, dass diese Fraktion mindestens im Abnehmen begriffen ist. Die große Zeit des Handkontakts scheint vorbei.

Ich selber hänge aber sowieso auch der zweiten Schule an. Die würde das zuerst beschriebene Verhalten eher etwas aufdringlich finden, den offensiven Händeschüttler womöglich als tendenziell eitel einstufen oder zumindest den Verdacht bekommen, er nähme sich selbst etwas wichtiger als unbedingt nötig.

Im Idealfall stellt der Gastgeber den Neuankömmling vor, indem er etwa sagt: „Hallo Leute, hört mal bitte her. Das ist der Marc. Den kenne ich aus dem Tennisclub, und seine Rückhand ist zum Fürchten.“ Eventuell könnte er noch hinzufügen: „Die meisten Leute kennst du ja. Die Eva noch nicht, die spielt Volleyball. Und der Klaus da vorne ist ein begnadeter Hobbygärtner.“ Dann winkt der Marc einmal fröhlich in die Runde und lernt die ihm bis dahin Unbekannten ganz leicht kennen, weil der kluge Gastgeber ja schon eine erste Small-Talk-Brücke gebaut hat. Sind Hausherr und Hausfrau gerade noch in der Küche beschäftigt, reicht es auch, wenn Marc einmal fröhlich winkt und sagt: „Hallo, ich bin der Marc.“ Nette Menschen sagen dann ihren eigenen Namen. Das muss aber nicht per Handschlag besiegelt werden, und dazu muss man sich auch nicht durch die Menge quetschen. Weitere Informationen, die zum gegenseitigen Kennenlernen führen, bringt eine Party in der Regel automatisch mit sich. Dafür – unter anderem – ist sie ja da.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder per Mail: meinefrage@tagesspiegel.de

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