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Hände weg! In Zeiten von Grippe haben viele mit dem Händedruck ein Problem - zurecht, sagt Elisabeth Binder.

© dpa

Fallstricke des Alltags: Masern? Grippe? Verweigern Sie den Händedruck!

Ein Tagesspiegel-Leser hat in Zeiten von Masern und Grippe ein Problem: Er möchte nicht die Hände schütteln. Doch dafür erntet er häufig verschnupfte Reaktionen. Was also tun? Die Antwort gibt es von Elisabeth Binder in Ihrer Kolumne.

"In Zeiten von Grippe und Masern behagt es mir gar nicht, anderen Leuten zur Begrüßung die Hand zu schütteln. Allerdings führt allein der Versuch, das zu vermeiden, oft dazu, dass das Gegenüber je nach Temperament gekränkt reagiert oder erst recht den Händedruck einfordert. Wie kann man dem vernünftigerweise entgehen, ohne gleich als Menschenfeind dazustehen?"

Udo, gesundheitsbewusst

Leider gelingt es der Vernunft nur schwer, die Macht der Gewohnheit zu durchbrechen. Im Grunde haben Sie recht. Man sollte in solchen Zeiten alles vermeiden, was die Virenübertragung fördert. Auch die scheinbar unvermeidlichen Küsschen und Umarmungen, die in bestimmten Kreisen zum guten Ton gehören, sind der saisonalen Grippebekämpfung nicht unbedingt förderlich. Ja, es wirkt manchmal uncharismatisch, wenn Sie die gesellschaftlich immer noch übliche physische Berührung verweigern. Nahe läge der Rat, statt des Händedrucks eine Erklärung zu offerieren, warum man sich zurückhält.

Leider sind solche Erklärungen in aller Regel ein spontaner Stimmungskiller. Das habe ich selber schon öfter erlebt. Bestenfalls steht man als alberner Hypochonder da. Zustimmung darf man wirklich nur in Ausnahmefällen erwarten.

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Heißt das nun, dass Sie weiter zähneknirschend Hände schütteln sollen wie ein Politiker in der Endphase des Wahlkampfs? Nicht unbedingt. Um Gewohnheiten zu ändern, braucht es immer Menschen, die mutig genug sind, mit gutem Beispiel voranzugehen, auch wenn sie sich dabei in den Augen der anderen ein bisschen lächerlich machen. Entweder Sie erhöhen die Frequenz des Händewaschens auf ein die Haut austrocknendes Maß, oder aber Sie bleiben konsequent bei der Verweigerungsstrategie.

Zum Warmlaufen könnten Sie allgemein akzeptierte Entschuldigungen angeben, eine Handverletzung etwa. Das wird Sie allerdings nicht allzu weit tragen und außerdem den Beitrag zur guten Sache mindern. Manchmal muss man damit leben, für komisch gehalten zu werden, obwohl man in Wirklichkeit einfach nur ein Stück weiter ist als die anderen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen an Elisabeth Binder mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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