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Fallstricke des Alltags: Mein lieber Schwan

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Solange es warm ist, verbringe ich gern Zeit am Strand eines nahe gelegenen Sees. Das könnte sehr erholsam sein, wenn da nicht ein paar schreckliche Männer wären, die ihre Macht an Schwänen und Enten demonstrieren müssten. Sie füttern sie mit großer Geste und nehmen es sich dann heraus, ihnen auf die Flügel zu klopfen oder zu patschen. Ich weiß von einer jungen Mutter, die Angst hat, dass die Schwäne dadurch aggressiv werden. Aber die alten Männer winken solche Bedenken lachend ab.

Marie, gebräunt

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Das ist wirklich ein sehr ärgerliches Phänomen. Grundsätzlich gilt: Man soll Wasservögel nicht füttern, schon gar nicht im Sommer und bestimmt nicht mit Brot. Leider ist das Phänomen, das Sie beschreiben, sehr verbreitet. Diese Fütterei hat aber gar nichts von Tierliebe oder Fürsorge oder gar Altruismus. Bestenfalls wollen die Leute ihre alten Brötchen entsorgen und scheuen den Gang zum Mülleimer, weil sie sich schlecht dabei fühlen. Sich gut zu fühlen auf Kosten von Tieren, die von ihrem Abfall krank werden, ist aber auch keine Alternative. Man sollte sich nicht wundern, wenn Schwäne immer mal wieder kräftig zubeißen. So wie sie aussehen, sind es stolze und schöne Tiere. Die müssen sich nicht als Abfalleimer behandeln lassen.

Darauf unverständige Menschen aufmerksam zu machen, ist bestimmt kein Spaß. Aber den Tieren tun Sie damit etwas Gutes und den kleinen Kindern, die der Zorn der Tiere ungerechterweise genauso gut treffen kann, wie den dummen Fütterern, ebenfalls. Steter Tropfen höhlt den Stein, vielleicht finden sich andere Seegänger, die das mitansehen und sich bei nächster Gelegenheit ebenfalls trauen.

Vor deutlichen Worten soll man sich nicht scheuen, solange man es schafft, höflich zu bleiben. Sagen Sie sowas wie: „Wenn Sie glauben, diese unappetitliche Machtdemonstration könne irgendjemanden beeindrucken, irren Sie sich kräftig. Warum werfen Sie Ihren Müll nicht in den Abfall-Container?“ Es darf ruhig richtig peinlich klingen. Die Leute sollen sich ja schämen. Und bei manchen ist es leider ziemlich schwierig, sie in diesen Zustand zu bringen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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