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Für mich soll’s rote Rosen regnen. So sang Hildegard Knef. Die Blumen gelten als Zeichen der Liebe. Nicht jeder schenkt sie mit dieser Intention.

© R. Weihrauch/dpa

Fallstricke des Alltags: Sag’s durch die Blume

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Ein junger Mann, der als Student ein halbes Jahr bei uns gewohnt hatte, brachte mir bei einem Besuch dunkelrote Rosen mit, übrigens aus fairem Handel, was mich sehr gefreut hat. Meine Frage jedoch: Gilt die alte Regel noch, dass man diese Blumen einer verheirateten Frau eigentlich nicht schenken sollte? Unser ehemaliger Student ist Ausländer und arbeitet nun in Berlin. Es würde mir leid tun, wenn er wegen dieser Wissenslücke (falls es noch eine ist) einmal aneckt. Aber wie schließe ich sie taktvoll?

Tatjana, beschenkt

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Rote Rosen stehen traditionell für leidenschaftliche Liebe. Daher kommt die Regel, dass man solche Blumen einer verheirateten Frau dann nicht schenkt, wenn man nicht zufällig auch ihr Ehemann ist. Ich nehme mal an, dass der Student Ihnen etwas sichtlich Edles schenken wollte, um zu zeigen, wie kostbar Ihre Gastfreundschaft ihm war. Er wollte ja wohl keinen Flirt mit Ihnen beginnen. Insofern würde ich sein Geschenk auch nicht als Fauxpas betrachten. Auch mit anderen Blumen kann man bei denen, die an solche Symbole glauben, eine Menge falsch machen. Das bekannteste Beispiel sind die Beerdigungsblumen Chrysanthemen, die aber auch für Fröhlichkeit stehen können. Wussten Sie, dass man mit Butterblumen nach mancher Lesart den Beschenkten auf einen Fehler hinweisen kann? Und dass rote Nelken keineswegs nur für eine politische Richtung stehen, sondern auch für unerfüllte Leidenschaft? Mit Gerbera wäre Ihr junger Freund auf der sicheren Seite gewesen, das sind sehr schöne Blumen, die dem Beschenkten sagen sollen, dass er die Welt schöner macht. Man soll Gesten freilich nicht falsch verstehen, die offensichtlich anders gemeint sind. Manche Tradition hat die Zeit überholt, andere relativiert die Intention.

Sie können ihm ja noch mal sagen, wie sehr Sie sich über den Strauß gefreut haben. Zumal man als verheiratete Frau selten so schöne Blumen geschenkt bekomme, weil viele Menschen glaubten, dass sie Leidenschaft ausdrücken. Umso schöner sei die Erfahrung, einen leidenschaftlichen Dank entgegennehmen zu dürfen. So können Sie ihn mit einem Lob warnen. Die roten Rosen allein würde ich nicht als Fehler betrachten, Nur wenn sie mit der falschen Intention verschenkt werden, dann wird es problematisch.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder per E-Mail an: meinefrage@tagesspiegel.de

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