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Fallstricke des Alltags: Wann wird Halloween gemein und boshaft?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Mich interessiert Ihre Meinung zu den bösen Späßen, die sich Kinder zu Halloween erlauben. Im Haus eines Bekannten, der behindert ist und die Tür selbst nicht öffnen kann, wurde mal der Briefkasten mit rohen Eiern beworfen, mal das Klingelschild mit blauer Zahnpasta beschmiert. Ich bin entsetzt über diese Boshaftigkeit, das grenzt doch an Sachbeschädigung. Oft begleiten die Eltern ja sogar ihre Kinder. Von mir gibt es jedenfalls keine Süßigkeiten mehr angesichts der Folgen.

Marie, angewidert

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Dass Eltern ihre Kinder zu solchen Untaten anstiften, mag man sich tatsächlich nicht vorstellen. Es gibt keine Entschuldigung dafür, einem Behinderten so zuzusetzen. Man kann in diesem Fall nur hoffen, dass die Untäter Kinder aus einer anderen Gegend waren, die keine Ahnung hatten, wer in diesem Haus lebt. Wie so viele Feste ist Halloween, das vom 31. Oktober zum 1. November begangen wird, vor allem aus kommerziellen Interessen auch hierzulande groß geworden. Für Geschäftsleute ist es auf jeden Fall ein willkommener Anlass, einschlägige Kostüme, Dekos und Süßigkeiten zu verkaufen. Das kann man nicht ignorieren, auch wenn man solche Kommerzfeste grundsätzlich ablehnt. Die Kinder werden auf jeden Fall mit ihren Freunden mithalten wollen und also nicht zu stoppen sein.

Deshalb sollten Eltern und vielleicht auch Lehrer mit Kindern und Jugendlichen darüber sprechen, wie weit ein Spaß gehen darf und wo er definitiv aufhört. Es steht ja außer Frage, dass es nicht lustig ist, hilfebedürftigen Menschen solche Streiche zu spielen. Womöglich wäre es, im Gegenteil, sogar ein guter Gedanke, Kinder zu ermutigen, einem kranken, alten oder auch behinderten Nachbarn einen Teil der Beute vorbeizubringen, um ihm eine Freude zu machen. Auch über geeignete und ganz und gar unzulässige Streiche kann man mit Kindern und Jugendlichen reden, um ihnen klarzumachen, was noch lustig und was schon gemein ist. Feige ist es in jedem Fall, Leute zu ärgern, die man gar nicht gesehen hat. Auswüchse wird man nicht ganz verhindern, aber wenigstens eindämmen können.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

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