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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: War es richtig, Geld zu nehmen?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Kürzlich habe ich meine Familie, elf Personen, in ein Restaurant eingeladen. Sonderwünsche hatte ich vorher mit dem Personal abgesprochen. Bestimmte Beilagen waren dann aber nicht, wie gewünscht, vorhanden. Die Rechnung habe ich dennoch bezahlt, leider zunächst nicht kontrolliert. Zu Hause entdeckte ich Getränke, die wir nicht bestellt hatten. Trotz der verspäteten Reklamation hat mir die Kellnerin das Geld dafür zurückgegeben. War ich zu kleinlich, indem ich es genommen habe?

Karin, enttäuscht

Nein, Sie waren ganz bestimmt nicht zu kleinlich. Das Geld wird ja nicht einmal ein winziger Trost sein dafür, dass ein von Ihnen sorgfältig geplantes Familienessen durch die Fehler der Restaurantbetreiber nicht der Erfolg war, den Sie sich erhofft hatten. Indem Sie das Geld angenommen haben, haben Sie symbolhaft auch die Reue, Sie nicht zufriedengestellt zu haben, entgegengenommen. Das hat Ihnen möglicherweise selber etwas über die Enttäuschung hinweggeholfen. Vielleicht waren die Gesichter Ihrer Gäste gar nicht ganz so lang, wie Sie sie empfunden haben. Sie wollten Ihrer Familie ein schönes Erlebnis bescheren. Deshalb haben Sie sich so viel Mühe mit den Vorbereitungen gegeben und dann besonders kritisch hingeschaut.

Ich finde es aber richtig und mutig, dass Sie dort noch einmal hingegangen sind und sich beschwert haben. Nicht konsumierte Getränke auf die Rechnung zu setzen, ist bestenfalls eine ärgerliche Schlamperei, die unbedingt der Wiedergutmachung bedarf. Letztlich haben die Restaurantbetreiber versagt, weil sie sich nicht genug Mühe gegeben haben, obwohl leicht erkennbar war, wie sehr Ihnen dieses Essen am Herzen lag.

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