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Schweres Schicksal.

© Paul Zinken

Familie in Not: Retten konnten sie nur ihr Leben

Ein auf den Balkon geflogener Böller machte sie Silvester obdachlos – Familie Frimpong steht seitdem vor dem Nichts. Der verheerende Brand vernichtete so gut wie alles, was sie besaßen. Auch Sie können helfen - mit einer Spende.

Eigentlich müsste Eric Frimpong jetzt tot sein. Eigentlich – wenn man ganz rational betrachtet, was passiert ist: Aus Panik vor den Flammen, ausgelöst durch einen Böller, war er in der Silvesternacht vom Balkon seiner Wohnung im 5. Stock gesprungen, etwa 20 Meter tief hinab. Er fiel auf ein tief verschneites und gefrorenes Gebüsch. Trotz seiner schweren Rückenverletzung stand er auf, lief den Polizei- und Feuerwehrleuten in die Arme und schrie nach Hilfe für seine Familie. Die Frau lag oben bewusstlos in der brennenden Wohnung. Seine beiden Kinder waren ebenso dort oben im dichten Qualm eingesperrt. All das hat Frimpong überlebt; seine Kinder und seine Frau auch. „Wir sind dankbar. Auch wenn ich mich frage, warum das alles passieren musste“, sagt er.

Graues T-Shirt, graue Trainingshose, ein durchtrainierter Oberkörper, der in ein Korsett gezwängt ist: Frimpong sitzt auf dem Sofa seiner Übergangswohnung in Gesundbrunnen, nur ein paar Meter entfernt von der Spanheimstraße, wo sein Zuhause in der Silvesternacht in Flammen aufgegangen war. Das Korsett, das seinen kaputten Rücken stützt, erlaubt ihm nur roboterartige Bewegungen. Mehrere Schrauben halten seinen Rücken zusammen. Stundenlang hatte er bei den Ärzten auf dem OP-Tisch gelegen.

Den Silvesterabend hatte Eric Frimpong mit seiner Frau Iris und den beiden jüngeren Kindern Adrian (17) und Marleen (7) verbracht. Ihr Ältester feierte auswärts. Nach den Glückwünschen um Mitternacht legt sich die Familie zum Schlafen. Gegen 1 Uhr wird an die Tür gehämmert. „Aufstehen! Feuer! Euer Balkon brennt“, ruft ein Nachbar im Hausflur. Frimpong schreckt hoch, sieht den brennenden Balkon und weckt seine Frau. Anschließend füllt er einen Eimer mit Wasser, „weil ich zunächst glaubte, so die Flammen selbst bekämpfen zu können“.

Jetzt, wo er die Ereignisse noch einmal en détail schildert, scheint es, als ergreift ihn die Panik der Nacht für einen kurzen Moment noch einmal. Frimpong ist außer Atem, als würde er in Gedanken erneut durch das Geschehen sprinten. „Als ich das Wasser in die Flammen kippte, zischte es nur, das Feuer loderte weiter, der Qualm wurde stärker“. Er ruft dem Rest der Familie zu: „Wir müssen raus!“ Binnen weniger Sekunden war der Rauch in der Wohnung so dicht, dass er kaum noch etwas sehen, geschweige denn normal atmen konnte. Doch die Wohnungstür ist – wie immer abends – von innen abgeschlossen. „Erst fand ich den Schlüssel nicht. Als ich ihn endlich hatte, zitterten meine Hände. Ich probierte die Schlüssel durch, doch ich schaffte es nicht, den passenden zu finden und wurde immer hektischer, während ich im dichten Qualm stand.“ Aus Angst um seine Familie kommt ihm in seiner Not nur ein Gedanke: „Ich muss aus dem Fenster springen und die Tür von außen aufmachen, solange die Feuerwehr noch nicht da ist.“

Er öffnet das Toilettenfenster klettert auf den Simms, sieht das Gebüsch – und springt. „Ich habe versucht, wie ein Skispringer zu fliegen: Nach vorne gebeugt, damit ich das Gebüsch treffe.“ Er landet mittendrin und prallt mit dem Hintern auf den gefrorenen Boden. Er schafft es dennoch, aufzustehen, rennt sogar noch den Feuerwehrleuten entgegen und ruft: „Rettet meine Familie“. Erst als zuerst seine Kinder in Decken gehüllt und dann seine Frau auf der Trage hinausgebracht werden, sackt er zusammen. Ein Feuerwehrmann nimmt ihn in den Arm. „Es ist vorbei. Alles ist gut“, beruhigt er ihn. Dann wird Frimpong zur OP in die Klinik gefahren.

Seine Frau Iris, 43, verbrachte die erste Woche des neuen Jahres im Koma. Ihre Lunge war vom Rauchgas völlig schwarz. An den Händen hatte sie Verbrennungen erlitten – erst kürzlich konnte sie operiert werden. Doch sie wird noch einige Zeit in der Klinik verbringen müssen. Die Kinder leben seit der Feuernacht bei einer sehr guten Freundin der Mutter. „Ich kann mich kaum bewegen und deshalb nicht richtig um sie kümmern“, erzählt Frimpong.

Freunde haben das Nötigste zum Leben besorgt: Möbel und Geschirr für die Übergangswohnung, Kleidung, Schulsachen für die Kinder und Spielzeug. Frimpong, der als Küchenhilfe arbeitete, und seine Frau, die ohne Job ist, haben nie eine Hausratversicherung abgeschlossen. „Wir stehen vor dem Nichts“, sagt er. Fast alles, was sie besaßen, sei bei dem Feuer und durch die Löscharbeiten vernichtet worden. Nun ist die Familie auf die Hilfe anderer angewiesen. Die Freunde sammeln auch weiterhin Geld und Sachspenden. Eric Frimpong wünscht sich, bald ein neues Zuhause zu finden. Damit seine Frau es schön hat, wenn sie heimkommt.

Schließlich hat das Leben für sie noch einmal begonnen in dieser Neujahrsnacht.

Spenden und Hilfsangebote an steffiburck@yahoo.com oder 01705944561.

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