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Fulminant mit Fell. Das Collie-Casting bereitete Schwierigkeiten. Foto: Warner Bros.

© dpa

Familienkino mit Hund: Der erste deutsche Lassie-Film feiert Premiere

1938 erschien die erste Lassie-Geschichte in den USA. Am Sonntag kommt die erste deutsche Verfilmung über die Collie-Legende in die Kinos.

Auf roten Galateppichen haben Hunde in der Regel nichts zu suchen. Andererseits ist es guter Brauch, dass bei Filmpremieren der Hauptdarsteller über besagten Teppich läuft und dabei mit Blitzlicht und Beifall beehrt wird. Wenn nun aber der Star ein Hund ist – wer wollte ihm dies verwehren?

An diesem Sonntag, kurz nach 14 Uhr, ist es so weit. Der Zoo Palast empfängt einen ganz besonderen Gast: Lassie! Dazu Hanno Olderdissen, den Regisseur des nach der berühmten Collie-Hündin benannten Films, weiter die Darsteller Bella Bading, Sebastian Bezzel, Anna Maria Mühe, Matthias Habich, Justus von Dohnányi, Christoph Letkowski, Johann von Bülow, Jana Pallaske und selbstverständlich Nico Marischka, der den zwölfjährigen Flo spielt, Lassies besten Freund.

Lassie – das ist zweifellos einer der berühmtesten Hunde der Weltgeschichte, jedenfalls seit der aus Yorkshire stammende, in die USA ausgewanderte Schriftsteller Eric Knight am 17. Dezember 1938 in der „Saturday Evening Post“ die Kurzgeschichte „Lassie Come Home“ veröffentlichte.

Wegen des großen Erfolgs wurde daraus bald ein Roman mit einer die Leser berührenden Geschichte von Freundschaft und Treue: Eine in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Familie aus Yorkshire muss sich von ihrer Hündin Lassie trennen, die ein neues Heim in Schottland findet, aber ebenso wie der kleine Sohn der Familie die Trennung nicht verwinden kann und quer über die britische Insel und unter tausend Gefahren zu seinem jungen Herrchen zurückfindet.

1943 entstand der erste Lassie-Film, die blutjunge Liz Taylor spielte mit, und seither folgten rund 20 weitere Filme, dazu Fernsehserien und Bücher. Lassie wurde gar mit einem Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood geehrt, was nur zwei weiteren Filmhunden vergönnt war, dem früher auch hierzulande bekannten Rin Tin Tin und einem gewissen Strongheart.

Auch in Berlin und Brandenburg wurde gedreht

In Deutschland fand Lassie ebenfalls unzählige Freunde, aber einen deutschen Lassie-Film hat es bislang nie gegeben – bis Produzent Henning Ferber auf der Suche nach „guten und relevanten Stoffen für einen Familienfilm“ eher zufällig auf den Originalroman stieß. Ab 20. Februar ist „Lassie“ auch für die übrigen Film- und Hundefreunde zu erleben, die dabei auch ein paar Drehorte in Berlin und Brandenburg zu sehen bekommen.

Sie werden kaum ahnen, welche Schwierigkeiten bei dem Film zu meistern waren. Die erste, gravierendste, noch bevor das Menschen-Casting begann: Lassie finden. „Es gibt in Deutschland keine klassisch für den Film ausgebildeten Collies, weil sie sofort mit Lassie assoziiert werden, aber bislang keine Lassie-Filme in Deutschland gedreht wurden“, schildert Produzent Ferber. Also mussten junge Collies gefunden und für den Film trainiert werden.

In Europa gebe es meist nur Collies mit braunem Gesicht

Den Auftrag erhielt Renate Hiltl, Inhaberin von „Renate’s Film-Tier-Ranch“ im oberbayerischen Wang, bei der man, wie sie verspricht, „die schönsten Filmtiere – vom Mops bis zur Riesendogge – vom Huhn bis zur Kuh“ bekommen kann.

Anderthalb Jahre vor dem Drehstart fand Hiltl in Europa und den USA drei junge Collies, amerikanische, das sei „besonders wichtig, weil sie mit ihrer weißen Blesse unserer Vorstellung von Lassie entsprechen, während es in Europa meist nur Collies mit braunem Gesicht gibt“. Beim Training mit Bandit, Bailey und Buddy zeigte sich bald Ersterer als besonders geeignet, er wurde zum Haupthund und wird voraussichtlich über den roten Teppich laufen.

„Das Wichtigste bei einem Filmhund ist, dass er gern im Mittelpunkt steht, gut motivierbar ist und gern mit vielen Menschen arbeitet“, weiß Hiltl. Der zweijährige Bandit wurde in 90 Prozent aller Filmszenen eingesetzt, ansonsten mussten der vier Jahre alte Bailey und der fünfjährige Buddy vor die Kamera.

Selbst Hunde müssen geschminkt werden

Allerdings mussten zwei weiße Flecken an Bandits Rücken vor jeder Szene kaschiert werden, um ihn den Ersatz-Lassies optisch anzugleichen, wie er ohnehin manche Schminkprozedur hinter sich hat. Schließlich wird Lassies Fell im Verlaufe der Filmabenteuer immer zerrupfter und dreckiger. Und noch ein zum Filmstart vom Verleih verbreitetes Geheimnis hat Filmtrainerin Hiltl verraten: Lassie ist eine Hündin, ihre Darsteller aber sind Rüden. Das war bei früheren Lassiefilmen nicht anders: Collie-Rüden haben nun mal ein dichteres Fell, die schönere Haarpracht.

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