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Fastenzeit: Kochen und Kellnern im Ramadan

Für Muslime hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Mitarbeiter von Dönerbuden, Restaurants und Getränkeläden müssen weiterhin servieren und ausschenken, ohne selbst zugreifen zu dürfen. Die meisten nehmen es gelassen.

Özdemir Hikmet ist sich sicher, dass es andere Muslime viel schwerer haben als er. Muslime, die zum Beispiel in der Stahlproduktion arbeiten. Die würden den ganzen Tag schwitzen und verzichteten dennoch im Fastenmonat Ramadan tagsüber auf Wasser. „Ich habe überhaupt kein Problem damit, den ganzen Tag nichts zu essen und zu trinken“, sagt er und wirft sein elektrisches Schneidemesser an, um vom Spieß eine Portion Dönerfleisch abzusäbeln. Seit drei Jahren arbeitet der 46-Jährige bei Lezzet Grill in der Adalbertstraße. Es riecht nach gebratenem Fleisch und nach Gewürzen, der Dönergrill strahlt Hitze ab. Nebenher ein Stück Fleisch oder Brot in den Mund zu schieben kommt für Hikmet aber nicht in Frage. Selbst wenn ihn der Durst plagt und er seinen Kunden die kühlen Getränke reichen muss  – Hikmet wartet bis zum Sonnenuntergang. „Es ist ein anderes Gefühl als sonst. Man macht das gern“, sagt er. "Man muss aber auch sehr sehr gesund sein, sonst sollte man nicht fasten." Mit dem Rauchen hat Hikmet bereits vor über einem Jahr aufgehört. Immerhin: Dem Verlangen nach Zigaretten muss er nun nicht mehr standhalten.

Das Geschäft in der Metzgerei brummt

Das ist bei Muhlis Balikci,46, ganz anders. Zusammen mit seiner Frau Fatma,40, betreibt er die Fleischerei Kasap am Kottbusser Tor. Normalerweise raucht er ein bis zwei Schachteln am Tag. Gegen Nachmittag fällt es ihm besonders schwer, nicht zum Glimmstängel zu greifen. Doch viel Zeit, um darüber nachzudenken, hat er während des Fastenmonats eh nicht. Der Laden brummt gerade in dieser Zeit, weiß das türkische Ehepaar aus Erfahrung. Denn für das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang decken muslimische Familien immer besonders viel auf. Nach dem langen Gebet trinken sie erst ein Glas Wasser und essen dazu eine Dattel - so ist es Brauch. Dann beginnt der Festschmaus. Zu diesem Anlass kaufen Muslime Lammkotelettes, Rinderhack oder Kalbsfleisch bei den Balikcis – der Umsatz steigt. Fatma Balikci hat nach der Arbeit nicht immer Lust, selbst groß zu kochen. Oft geht die Familie dann in Kreuzberg essen.

"Wenn man will, schafft man alles"

Bei Hasir zum Beispiel, dort herrscht am Abend ab 21 Uhr Hochbetrieb. Dann ist die Arbeit für Kellner Celal Kuscu, 33, wieder leicht, denn auch er kann dann essen und trinken. Tagsüber aber, wenn er die Bestellungen der Gäste aufnehmen muss, fällt es ihm schwerer, selbst nicht zugreifen zu dürfen. „Es ist ein bisschen hart während der Sommerzeit“, sagt auch sein Kollege Ekrem Alp, 38, der hinter der Theke Dönerfleisch schneidet. Beide versuchen, an die vielen hungrigen Menschen in der Welt zu denken. „Wenn man will, schafft man alles“, sagt Celal Kuscu, „Gott hilft uns.“

Besonders schwer: Kein Wasser trinken

Manal Sbeiti arbeitet zum ersten Mal während des Ramadan im Backshop in der Oranienstraße. „Es wird sehr schwer“, sagt die 20-Jährige. Sonst nascht sie neben der Arbeit gern mal ein bisschen – während der Fastenzeit ist der Griff zur Süßigkeit für sie aber tabu. „Schwieriger ist es aber, tagsüber kein Wasser zu trinken“, sagt sie. Vor allem, weil im Laden auch Getränke angeboten werden und oft durstige Touristen vorbeikommen, die Sbeiti dann bedienen muss. Besonders freut sie sich deshalb auf die Zeit am Abend. Mindestens sechs Personen sitzen dann gemeinsam am Tisch – ihre Eltern und Geschwister, oft kommen aber auch noch Tanten und Onkels dazu. Sie essen dann besonders viel und sitzen am Abend noch lange zusammen, manche fast die ganze Nacht. „Meine Mutter bleibt lange auf, um uns das Frühstück zu machen.“ Um 3.30 Uhr steht die junge Frau auf, um nochmals vor der Morgendämmerung einen Happen zu essen. Danach legt sie sich wieder hin um fit zu ein, für den nächsten Tag ohne Essen und Trinken.

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