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"Fehler in Doktorarbeit gemacht": Nach Plagiatsverdacht: Graf stellt Vertrauensfrage

Es kam selbst für die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus überraschend. Am Freitagnachmittag teilte ihr Fraktionschef Florian Graf mit, dass er seinen Doktortitel wegen „wissenschaftlicher Mängel“ in seiner Dissertation zurückgeben will.

Der 39-jährige Staats- und Wirtschaftswissenschaftler hat die angekündigte Rückgabe seiner Arbeit an der Universität Potsdam, wo er promovierte, schon beantragt. Grund für die Flucht nach vorne ist offenbar ein Schreiben der Universität an Graf, das ihn in dieser Woche erreichte. Darin konfrontiert ihn die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät mit einem „Plagiatsverdacht“. Graf will nun seiner Fraktion am Donnerstag die Vertrauensfrage stellen. Eine Sondersitzung ist schon einberufen. „Ich bitte alle diejenigen, die ich enttäuscht habe, um Verzeihung“, schreibt er in seiner Erklärung.

Am 21. April 2010 reichte Graf seine Dissertation an der Uni Potsdam ein. Thema: „Der Entwicklungsprozess einer Oppositionspartei nach dem abrupten Ende langjähriger Regierungsverantwortung am Beispiel der CDU“ . Am 18. Oktober 2010 verlieh ihm die Prüfungskommission den Doktortitel. Danach unterlag die Arbeit wegen einer geplanten Veröffentlichung in der „Zeitschrift für Parlamentsfragen“ einem Sperrvermerk. Sie durfte von der Unibibliothek noch nicht ausgeliehen werden. Der Grund sind urheberrechtliche Regeln im Zusammenhang mit der Erstveröffentlichung in einem Medium. Graf geriet dann aber mit dem Manuskript in Verzug, weshalb die Sperrfrist bis Juni 2012 verlängert wurde.

Offenbar gab es dabei aber Verfahrensfehler, weshalb die Fakultät Grafs Promotion noch einmal anforderte und eine erneute Prüfung veranlasste. Dabei hätten sich „Zweifel an der wissenschaftlichen Qualität sowie der Plagiatsverdacht ergeben“, teilte die Uni am Freitag gegenüber der Presse mit. In Grafs Erklärung kommt dieser Verdacht hingegen nicht vor. Nach seiner Darstellung kamen ihm selbst Qualitätszweifel. Er benennt aber keine konkreten Mängel, sondern schreibt: „Ich habe nach eingehender Prüfung festgestellt, dass ich den an mich selbst gestellten Ansprüchen im Hinblick auf ein Standhalten meiner Dissertation in der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden bin. Insbesondere muss ich ... feststellen, dass ich an einigen Stellen wissenschaftlich nicht fehlerfrei gearbeitet habe.“ Der „Respekt gegenüber der wissenschaftlichen Leistung aller anderen Promovierten“, gebiete es, „beim leisesten Zweifel den Titel abzugeben.“

Graf trat 1995 der CDU bei und machte sich vor allem als Haushaltsexperte einen Namen. Seit Januar 2009 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion, am 1. Dezember 2011 wurde er deren Chef. Der Berliner CDU-Vorsitzende und Innensenator Frank Henkel bekundete Graf am Freitagabend für seinen schnellen Schritt „seinen vollen Respekt“. Henkel: „ Florian Graf ist ein ausgezeichneter Fraktionsvorsitzender und damit ist für mich die Debatte beendet.“ cs/wvb

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