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Berlin: Feiern, Reden und Kurioses - Künstlerin häkelte Weste für die Mauer

Die Berliner Künstlerin Barbara Kremer hat eine überdimensionale Weste aus Schafswolle gehäkelt, um sie einem Mauerrest in Berlin überzustülpen. Mit ihrer Aktion "Mauerschoner" wolle sie darauf aufmerksam machen, dass das einst verhasste Symbol der deutschen Teilung heute in der Erinnerung oft verklärt werde.

Die Berliner Künstlerin Barbara Kremer hat eine überdimensionale Weste aus Schafswolle gehäkelt, um sie einem Mauerrest in Berlin überzustülpen. Mit ihrer Aktion "Mauerschoner" wolle sie darauf aufmerksam machen, dass das einst verhasste Symbol der deutschen Teilung heute in der Erinnerung oft verklärt werde. Die im Fünziger-Jahre-Design gestaltete gelb-braune Woll-Umhüllung solle verdeutlichen, dass sich mancher Einheits-Frustrierte heute nach der vermeintlichen Behaglichkeit der Mauerzeiten zurücksehne. "Der Mensch umhäkelt, was er liebt: Klorollen, Telefonhörer, Eier oder verklärte Erinnerungen", sagte die Künstlerin. Wo das Kunstobjekt hinkommen soll, blieb zunächst unklar.

Am Brandenburger Tor begann am Dienstagabend das große Fest "Zehn Jahre ohne Mauer". Auf mehreren Bühnen spielten Musiker wie Udo Lindenberg und die Scorpions, es wurden Vidos gezeigt und Reden gehalten. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) forderte dem vorab veröffentlichten Redemanuskript zufolge "die Öffnung der Grenzen in Europa nach Osten hin". "Wir sind auf einem guten Weg, auch dieses Vermächtnis der Herbsttage 1989 in Erfüllung gehen zu lassen" und ein freies, friedliches und gerechtes Europa zu schaffen, erklärte Diepgen. Allerdings sei der Weg dorthin weiter als gedacht.

Diepgen verwies darauf, dass die Berliner am 9. November 1989 nicht allein Geschichte geschrieben hätten. Der Mauerfall wäre ohne den Schutz der Alliierten, ohne die Solidarität der Bundesbürger, ohne die Beharrlichkeit der Polen und ohne den Mut der Ungarn nicht möglich gewesen. Diepgen erinnerte an die Courage der Menschen, die in Leipzig und in vielen anderen ostdeutschen Städten seit dem Sommer 1989 für die Bürgerrechte auf die Straße gegangen waren. Die Berliner wüssten, was sie ihnen schuldeten. Das Fest am Brandenburger Tor, an dem die Jugend Europas teilnehme, sei wie ein Symbol für diesen Dank.

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