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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht Birger Schmidt aus Berlin den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Feierstunde in Bellevue: Große Ehre für demokratisches Engagement

Bundespräsident Steinmeier verleiht das Bundesverdienstkreuz an einen Berliner, der erfolgreich politische Bildung mit Fußball verbindet.

Der Berliner Aktivist Birger Schmidt hat den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte ihm die Auszeichnung am Dienstag im Schloss Bellevue für sein Bemühen, Fußball mit politischer Bildung zu verbinden. Anlass war eine Feierstunde unter dem Motto „Demokratie ganz nah – 16 Ideen für ein gelebtes Grundgesetz“.

Mit seinem Verein „Lernort Stadion“ vermittelt Schmidt demokratische Grundwerte an sportbegeisterte Jugendliche. Zudem gehört er zu den Initiatoren des Fußball-Filmfestivals „11mm“, das neben Sport ebenfalls gesellschaftliche und politische Fragen behandelt.

„Mit diesen Angeboten gelingt es dem von ihm geleiteten Verein, Jugendliche zu erreichen, die über althergebrachte Formate kaum einen Zugang zu politischer Bildung bekommen würden“, sagte die Moderatorin der Veranstaltung, Jaqueline Boysen, in ihrer Laudatio. Neben Schmidt erhielten auch 15 weitere Aktivisten den Verdienstorden – einer aus jedem Bundesland.

Zuvor eröffnete das Saxophonquartett clair-obscur das Programm mit Astor Piazollas „Libertango“. „Kann man am Vortag des Jubiläums ‚70 Jahre Grundgesetz‘ etwas Schöneres vortragen als eine Liebeserklärung an die Freiheit?“, fragte Steinmeier zu Beginn seiner Rede. Er zitierte eine Umfrage, nach der die meisten Deutschen die Verfassung befürworten, obwohl nur die wenigsten sich gut mit ihr auskennen. „Eine Verfassung muss sich gerade dann behaupten, wenn es hart auf hart kommt“, forderte er.

Politische Bildung müsse niedrigschwellig sein, um niemanden auszuschließen. Man müsse Herz und Hirn zugleich ansprechen, um politikferne Bürger zu erreichen. Ohne Geschichtsverständnis jedoch könne das nicht funktionieren. „Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Millionen Menschen grundlegende Zusammenhänge nicht kennen.“

Demokratischer Ideenwettbewerb

Das Motto der Feierstunde ist zugleich der Titel einer Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Darin werden 16 weitere Projekte auf Landesebene vorgestellt, die sich für Grundgesetz und Grundrechte engagieren. Steinmeier tritt als Schirmherr des Ideenwettbewerbs auf.

In Berlin soll das Seminarformat „Demokratisch kommunizieren und diskutieren“ gesellschaftlich engagierten Organisationen und Einzelpersonen dabei helfen, gleichberechtigter und damit demokratischer miteinander zu diskutieren. In Workshops reflektieren die Teilnehmer das eigene Kommunikationsverhalten und üben in verschiedenen Gesprächsformen das konstruktive Miteinander. Die Wirtschaftsingenieurin Fatma Erol-Kılıç hat das Format gemeinsam mit der Berliner Landeszentrale für politische Bildung entwickelt. Es läuft seit September 2017.

Zum Ende der Feierstunde begann der Bundespräsident eine Diskussion darüber, wie die Verfassung den Bürgern näher gebracht werden könne. Als erster meldete sich ein Lehrer aus dem saarländischen Homburg zu Wort. Er sprach sich dafür aus, die politische Bildung in der Schule mehr mit der außerschulischen zu vernetzten. Es folgte eine Diskussion über nicht ausreichenden oder gar ausfallenden Politikunterricht, die Verantwortung der Kultusminister der Länder sowie politisch unzureichend gebildete Lehramtsstudenten.

Im zweiten Teil der Diskussion ging es um die Rolle, die digitale Medien dabei spielen, mehr Anerkennung und Wertschätzung dem Grundgesetz gegenüber zu schaffen. Steinmeiers Ehefrau Elke Büdenbender debattierte ebenso mit wie ein 14-jähriger Schüler. Der Tenor im Saal: Das Digitale und das Analoge lassen sich nicht mehr trennen, auch nicht im Bereich der politischen Bildung.

Sebastian Krüger

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