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Berlin: Feng-Shui goes Hemingway

Das Resort Schwielowsee pflegt den noblen Stilbruch: zwischen Havanna-Bar-Besuch und Tai-Chi-Kursus

Wenn das keine verlockenden Aussichten für absolutes Wohlbefinden sind: „Biegsam wie ein Kind, stark wie ein Holzfäller und gelassen wie ein Weiser.“ Das verspricht die traditionelle chinesische Medizin dem, der sich regelmäßig in der Bewegungstechnik Tai-Chi übt.

Längst hat die auf die Harmonisierung von Körper, Geist und Seele zielende Lehre ihren Siegeszug aus Asien nach Europa und Amerika angetreten. Doch genau wie beim noch viel stärker verbreiteten Yoga hängt der Erfolg nicht zuletzt von einer möglichst stilgerechten Umgebung ab. Laute Fitness-Studios, kalte Kellerräume oder Hinterzimmer eines Klubhauses lassen das Ziel schier unerreichbar erscheinen. Da macht eine Anlage mit dem selbstbewusst formulierten Anspruch: „Ziemlich nah am Paradies“ schon mehr her. Das Resort Schwielowsee bei Potsdam hat sich ganz bewusst für ein asiatisch inspiriertes Wellness-Center entschieden.

Damit wollten die beiden Geschäftsführer Axel Hilpert, der sein Geld zu DDR-Zeiten mit dem Antiquitätenhandel verdiente, und Herman Tiedje, Ex-Chefredakteur von Bild, ihre Anlage vor allem von denen anderer großer Konkurrenten in der Region abheben. Denn nirgendwo sonst werden Tai-Chi, Qi-Gong und andere fernöstliche Zeremonien in so einer authentischen und nach den Lehren des Feng-Shui eingerichteten Umgebung angeboten. Rund um die Pagode finden Hotel- und Tagesgäste außerdem eine finnische Sauna, einen Hamam, Wannenbäder und ein Schwimmbad. So kann auf fernöstliche Bewegungskurse durchaus ein Peeling, eine Aromaöl-Packung oder ein „Cleopatrabad“ folgen.

Die asiatische Ausrichtung des Wellness-Bereichs, der erst in diesen Tagen auf 1200 Quadratmeter Grundfläche erweitert wurde, ist zweifellos der überraschende Stilbruch im sonst eher amerikanisch geprägten Resort. Das 124-Zimmer-Hotel „Seaside Garden“ und die zehn großen Holzhäuser könnten auch am Pazifik oder am Golf von Mexiko stehen. Das Vorbild für das Hotel fand Hilpert in San Diego, unweit der Grenze zwischen Kalifornien und Mexiko. Im dortigen „Hotel del Coronado“ wurde einst der Billy-Wilder-Kultfilm „Manche mögen’s heiß“ mit Marilyn Monroe, Jack Lemon und Tony Curtis gedreht.

Die Namen „Havanna-Bar“ oder auch „Ernest“ für das Hafenrestaurant lassen auf andere Lieblingsorte und vor allem darauf schließen, dass hier ein Hemingway-Verehrer am Werk war. Fraglich ist, ob der 1961 verstorbene amerikanische Schriftsteller jemals mit fernöstlichen Heillehren in Berührung kam. Dafür stammt von ihm ein Zitat, das fast schon schön ist wie die Leitlinie des Tai-Chi: „Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis.“

Der Schwielowsee ist dafür wirklich eine gute Adresse. Ste.

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