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Flotte Züge, aber nur, solange der Strom fließt.

© Deutsche Bahn

Ferien mit der Deutschen Bahn: Wenn dem ICE der Strom ausgeht

Unser Autor wollte zurück nach Berlin – sein Zug kam aber nur bis kurz vor Bielefeld. Eine Glosse über das Trauma einer Rückreise.

Dies ist ein therapeutischer Text zur Aufarbeitung eines Rückreisetraumas. Bei der Bahn hieß das einfach Oberleitungsschaden. Kommt öfter vor.

Kurz vor Bielefeld blieb der ICE stehen, kein Strom mehr. Der Zugchef klärte freundlich auf, welche Systeme zuerst ausfallen – Klimaanlage, Kaffeemaschine – und welche später. Vor den Toiletten bildeten sich sofort Schlangen.

Einige Fahrgäste öffneten wegen der zunehmenden Hitze die Türen, was sofort eine deutliche Rüge des Zugchefs auslöste. Viel zu gefährlich. Außerdem ließen sich die Türen nur elektrisch schließen. So ein ICE ist ohne Strom wie paralysiert.

Die Stimmung im vollbesetzten Zug konnte mit Freigetränken, dem kompletten Eiscreme- und Chipsvorrat des Bordbistros sowie unterhaltsamen Gesprächen über noch kuriosere Bahnerlebnisse einigermaßen gehalten werden. Letztlich musste der Zugchef kleinbeigeben und die Türen wieder öffnen – die ersten Fahrgäste drohten zu kollabieren.

Nach zweieinhalb Stunden wurde der Zug im Schneckentempo in den nächsten Bahnhof geschleppt, vor dort ging es mit Bussen nach Hannover. Dort durften wir auf den nächsten, ebenfalls hoffnungslos verspäteten Zug nach Berlin warten. Statt 18 Uhr 26 erreichten wir gegen 0 Uhr 50 den Ostbahnhof – vor Berlin hatte sich zum Oberleitungsschaden noch eine Signalstörung gesellt.

Dies geschah vor ein paar Tagen, wann genau, tut nichts zur Sache. Die Deutsche Bahn ist überfordert mit ihrer Kernaufgabe, Menschen nach einem vorgegebenen Fahrplan durch Deutschland und ins benachbarte Ausland zu transportieren. Statt einer Fahrpreisrückerstattung von 50 Prozent hätte ich jetzt gerne, dass die Schweizer Bahn die Deutsche übernimmt.

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