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Berlin: Fernsehfrei

guckt in der U-Bahn gerne aus dem Fenster Es gibt wahrscheinlich nur drei Methoden, eine U-Bahn-Fahrt auf zivilisierte Weise zu absolvieren: lesend, dämmernd oder durch eine verspiegelte Sonnenbrille die Gesichter anderer Fahrgäste musternd. Alle anderen in Berlin praktizierten Methoden sind nur begrenzt allgemeinverträglich und deshalb zu kritisieren: Küssen, streiten, essen, trinken, schnarchen, laut lesen, laut Walkman hören, telefonieren, Schulaufgaben vergleichen, monologisieren – lauter mehr oder weniger unzumutbare Zumutungen an den Rest der Passagiere, die so genannte Öffentlichkeit.

guckt in der U-Bahn gerne aus dem Fenster

Es gibt wahrscheinlich nur drei Methoden, eine U-Bahn-Fahrt auf zivilisierte Weise zu absolvieren: lesend, dämmernd oder durch eine verspiegelte Sonnenbrille die Gesichter anderer Fahrgäste musternd. Alle anderen in Berlin praktizierten Methoden sind nur begrenzt allgemeinverträglich und deshalb zu kritisieren: Küssen, streiten, essen, trinken, schnarchen, laut lesen, laut Walkman hören, telefonieren, Schulaufgaben vergleichen, monologisieren – lauter mehr oder weniger unzumutbare Zumutungen an den Rest der Passagiere, die so genannte Öffentlichkeit. Insofern war der Versuch der BVG, das Fernsehen in der U-Bahn einzuführen, gruppenpsychologisch gut gemeint: ein flimmernder Schirm, Bilder, Bilder, Bilder – und die Leute machen, was man immer macht, wenn Bilder flimmern, man guckt erstmal hin, streitet nicht mehr, lässt das Handy klingeln oder fällt gar nicht erst in schnarchenden Schlaf. Das Projekt U-Bahn-Fernsehen setzte aber ein Programm voraus, das Aufmerksamkeit lohnt – einen U-Bahn-Sender – und das hat die BVG nicht geschafft. Ein wenig tonlose Werbung, Kochrezepte, das wurde nichts und kann nichts werden. U-Bahn fahren ist und bleibt eine gesellschaftliche Grenzerfahrung, mit Hegel-Lesern und Bier trinkenden Sitznachbarn.

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