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Lange her. 1998 hielt am Bahnhof Zoo noch ein Interregio nach Amsterdam. Verspätung gab’s auch.

© dpa,Sophie Tummescheit

Fernzüge ab Berlin: Im Bahnhof Zoo hält wieder ein Intercity

Nach langjährigen Protesten stoppt nun wieder ein IC im zentralen Bahnhof der West-City. Der Fernverkehr kehrt damit aber nur nachts zurück.

Es ist ein kleiner Schritt für die Fahrgäste, aber ein großer für die Deutsche Bahn: Jahrelang hatte sie sich gesträubt - jetzt aber lässt sie wieder Fernzüge im Bahnhof Zoo halten. Die Rückkehr erfolgt freilich sehr bescheiden. Zunächst wird nur ein Intercity (IC) halten; der dann nachts um 0 Uhr nach Köln fährt. Dort kommt er laut Fahrplan um 6.57 Uhr an. Der IC 446 stoppt auch in Wannsee und Potsdam.

Der Fahrplan lässt Zeit für den Stopp

Die Bahn erfüllt damit aber keinen Wunsch der Berliner Politik oder gar der Fahrgäste. Sie reagiert auf sich selbst. Weil sie mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember auch ihren restlichen Nachtzugverkehr einstellt, dehnt sie die Betriebszeiten des Normalverkehrs aus und bietet einige Spätverbindungen mit ICE- und IC-Zügen an. Der IC halte auch im Bahnhof Zoo, weil es im Fahrplan ausreichend Zeit für den Stopp gebe, sagte ein Bahnsprecher. Weitere Halte von Fernzügen seien nicht vorgesehen.

Unter dem damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn war der Bahnhof Zoo im Mai 2006 zur Regionalbahnstation degradiert worden. Offiziell begründete die Bahn den Wegfall der Fernzughalte mit der überlasteten Stadtbahn zwischen Ostbahnhof und Charlottenburg, auf der bei einem weiteren Stopp am Zoo der Fahrplan aus den Fugen geraten würde.

Unter der Hand bestätigte Mehdorn damals aber dem Tagesspiegel, dass die Fernbahnkunden des Bahnhofs Zoo in den neuen Hauptbahnhof gelockt werden sollten, um dort in den 80 Läden und Gastronomiebetrieben den Umsatz anzukurbeln. Im Bahnhof Zoo ging die Zahl der Fahrgäste um rund 50.000 auf etwa 130.000 täglich zurück.

Einst wurde das Bahnhofsgebäude mit viel Geld ICE-tauglich gemacht

Dabei hatte die Bahn die Station erst wenige Jahre vorher ICE-tauglich gemacht. Unter anderem waren mit einem Millionenaufwand die Bahnsteige und -dächer verlängert worden. 1993 hielten die ersten der schnellen Flitzer im Bahnhof, der seit 1884 Fernbahnstation war. In der Mauerzeit mutierte er sogar zum betrieblichen Hauptbahnhof des Westteils der Stadt.

Derzeit lässt die Bahn den Bahnhof erneut umbauen. Vordergründiges Ziel ist, mehr Geschäfte unterzubringen. Aber auch die Wege für die Fahrgäste zu den Zügen sollen übersichtlicher werden. Rund 15 Millionen Euro investiert die Bahn. Ein Halt von weiteren Fernzügen könnte auch den Geschäften mehr Kunden bringen – etwa der Hamburgerkette McDonald’s, die am 8. November ihr neues Restaurant in den ehemaligen Zooterrassen eröffnen will. Der Vorgänger hatte 2006 nach dem Wegfall der Fernverkehrskunden aufgegeben.

2011 hatte Bahnchef Rüdiger Grube versprochen zu prüfen, ob wenigstens alle IC-Züge und nachts auch die ICEs im Bahnhof Zoo halten können. Der Europaabgeordnete Michael Cramer (Grüne) forderte am Sonnabend Bahnvorstand Ronald Pofalla auf, sein Versprechen einzulösen, in allen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern Fernzüge halten zu lassen. Im Umkreis des Bahnhof Zoo leben nämlich rund eine Million Menschen.

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