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Besucher sitzen mit Maske im Berliner Dom

© picture alliance/dpa/Fabian Sommer

Festgottesdienst am Sonntag: Berliner Domkantorei feiert 60-jähriges Bestehen

Seit 60 Jahren gibt es den bekannten Berliner Chor mit mehr als 150 Sängerinnen und Sängern. Gegründet wurde er in der DDR.

Er ist einer der bekanntesten Chöre Berlins: Die Berliner Domkantorei. Mehr als 150 Sängerinnen und Sänger treffen sich hier regelmäßig in den unterschiedlichsten Formationen – vom großen Oratorienchor über den A-Capella-Chor bis hin zu kleineren Vokalensembles. Dass es den Chor überhaupt gibt, ist eine Folge des Mauerbaus 1961. Und an diesem Wochenende feiert der Klangkörper sein 60-jähriges Bestehen. „Herbert Hildebrandt, der Kantor der Versöhnungskirchengemeinde an der Bernauer Straße, lebte im Ostteil der Stadt“, sagt Heiko Lehmann, der seit 1984 in der Domkantorei singt. Nach dem Bau der Mauer konnte Hildebrandt in seiner Gemeinde nicht mehr arbeiten: Die Kirche lag auf dem Todesstreifen, große Teile der Gemeinde im Berliner Westen. So begann er, rund um die Berliner Domgemeinde eine Kantorei aufzubauen. Mit großem Erfolg. „Als ich damals zum Studium nach Berlin kam, war die Domkantorei bereits ein weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekanntes Ensemble“, sagt Lehmann. „Wenn ehemalige Kruzianer, also Sänger des Dresdner Kreuzchores , nach ihrem Abitur in Dresden zum Studium nach Berlin kamen, haben sie in der Regel in der Domkantorei gesungen.“

Unter Hildebrandt, dem Schwager der späteren Brandenburgischen Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD), ging es in der Kantorei um Qualität. „Die Proben waren kleine Fluchtmöglichkeiten aus dem Alltag der DDR“, erinnert sich Lehmann. „Im musikalischen Anspruch war man nicht begrenzt.“
Weil der Berliner Dom zerstört war, probte der Chor in anderen Kirchen der Innenstadt. Und 1988 durfte er sogar als erster nicht-staatlicher Chor der DDR zum europäischen Domchorfestival nach Utrecht, also ins westliche Ausland, reisen. „Für jede Sängerin und jeden Sänger mussten vier Ministerien die Unbedenklichkeit der Reise bescheinigen“, sagt Lehmann. „Es sind alle in die DDR zurückgekehrt – auch weil alle wussten, dass die Reise ein Präzedenzfall sein würde: Geht sie gut, ginge später vielleicht noch mehr.“

Bei jedem großen Gottesdienst ist die Domkantorei dabei

Dann kam der Mauerfall. Der Berliner Dom wurde wieder eingeweiht. „Plötzlich war alles voller Gold und der Kanzler kam“, erinnert sich Lehmann. Wann immer im Berliner Dom große Gottesdienste stattfinden, ist die Domkantorei heute dabei. An unzähligen Fernsehübertragungen wirkte der Chor mit.
Zuletzt schaffte es die Kantorei jedoch aus einem ganz anderen Grund in die Schlagzeilen: Bei einer Chorprobe im März 2020 steckten sich von 80 Teilnehmern 60 mit dem Coronavirus an. Es war einer der ersten größeren Coronaausbrüche in Berlin – ein Ereignis, das dazu beitrug, die Gefahren der Ausbreitung des Virus durch Aerosole zu erkennen und das gleichzeitig dazu führte, dass das Chorsingen viele Monate lang gar nicht und später nur unter äußerst restriktiven Bedingungen erlaubt war.

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Am Festgottesdienst im Berliner Dom am Sonntag um 10 Uhr dürfen nur 280 angemeldete Besucher teilnehmen, aber am Livestream auf der Homepage der Kirchengemeinde darf mitgefeiert werden. Der Gottesdienst soll nun „ein Zeichen der Resilienz und des Neuanfangs setzen“, sagt Dompredigerin Petra Zimmermann.

Denn der Chor ist in einer Umbruchsphase, seit der langjährige Leiter Tobias Brommann ihn in diesem Jahr verließ. Ulrich Miehe, langjähriger Sänger und ebenfalls ausgebildeter Chorleiter, wird deswegen den Klangkörper während des Jubiläums leiten.

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