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Berlin: Feuer im „90 Grad“ – Polizei vermutet Brandstiftung

Afrika-Lounge der Promidisko von Flammen zerstört. Clubchef Heiliger geht von Racheakt aus

Von den Zebra- und Leopardenfellen, den Korbstühlen und dem Leichtbau samt zweier Partyzelte sind nur verkohlte Reste übrig. Die „Afrika-Lounge“ der Schöneberger Nobel-Disko „90 Grad“ ist in der Nacht zu Freitag niedergebrannt. Das Getränkelager haben die Flammen ebenfalls vernichtet. Verletzte gab es nicht, der Club hat donnerstags geschlossen. Das bleibt er vorläufig auch. Wann in der Dennewitzstraße wieder getanzt wird, ist unklar.

Um 1.17 Uhr am Freitagmorgen waren bei Polizei und Feuerwehr fast zeitgleich mehrere Notrufe eingegangen. 20 Löschfahrzeuge rückten aus, 90 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Sie brauchten zwei Stunden, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Gestern suchten Kripo-Beamte den ganzen Nachmittag nach Hinweisen auf die Brandursache. Man gehe von Brandstiftung aus, sagte eine Polizeisprecherin. Dass ein defektes technisches Gerät das Feuer ausgelöst haben könnte, schloss sie aus. „Der Strom war über die Hauptsicherungen ausgeschaltet.“ Nähere Angaben lehnten die Ermittler ab. So bleibt vorerst unklar, ob der Brand absichtlich gelegt wurde. Die Polizei hält es für möglich. Für Nils Heiliger, den Chef des 90 Grad, ist die Sache dagegen klar. Er geht von „vorsätzlicher Brandstiftung“ aus: „Das ist ganz offensichtlich.“ Rache könne ein Tatmotiv sein: „Wir haben in den vergangenen vier Wochen die Kontrollen am Eingang verschärft, polizeibekannte Kokain-Dealer nicht mehr reingelassen“, sagte Heiliger. Zudem sei ihm wiederholt zugetragen worden, dass die Vorbesitzer seines vergangene Woche eröffneten Restaurants „The Room“ in Charlottenburg gedroht hätten, Feuer zu legen. „Die Übernahme ist nicht freundschaftlich abgelaufen.“ Das 90 Grad ist laut Heiliger nicht gegen Feuerschäden versichert: „Die Versicherung lief am 31. Dezember 2003 aus. Wir haben keine neue abgeschlossen.“

Nach der Wende war das 90 Grad erst ein illegaler Club. Seit 1999 führt Heiliger die Disko. Während der Berlinale tanzten dort Hollywoodstars wie Dustin Hoffman oder George Clooney. Im vergangenen Bundestagswahlkampf wagte sich CDU–Kanzlerkandidat Edmund Stoiber unter die Gäste.

Marc Neller

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