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Berlin: Feuer im Ritz: Kripo vermutet fahrlässige Brandstiftung Sämtliche Hotelzimmer sind mit Rauchmeldern und Sprinkleranlagen ausgestattet

Innerhalb von drei Minuten waren alle Gäste und alle Angestellten des Ritz-Carlton im Freien. Als die Feuerwehr am Donnerstagabend am neuen Luxushotel am Potsdamer Platz eintraf, waren alle 600 Personen in Sicherheit gebracht – ins gegenüberliegende Marriott-Hotel, das zur selben Kette gehört.

Innerhalb von drei Minuten waren alle Gäste und alle Angestellten des Ritz-Carlton im Freien. Als die Feuerwehr am Donnerstagabend am neuen Luxushotel am Potsdamer Platz eintraf, waren alle 600 Personen in Sicherheit gebracht – ins gegenüberliegende Marriott-Hotel, das zur selben Kette gehört. „Das hat gut geklappt“, lobte Jürgen Mitschker von der Berliner Feuerwehr. Die Polizei geht von fahrlässiger Brandstiftung aus. Möglich ist, dass einer der Arbeiter eine Zigarette oder einen noch heißen Schweißbrenner vergessen hat, bevor er in den Feierabend ging. Die Arbeiter sollen gegen 17 Uhr das Haus verlassen haben, der Qualm wurde um 18.20 Uhr entdeckt. Eine vorsätzliche Brandstiftung wird nicht gänzlich ausgeschlossen, hieß es bei der Polizei, noch werden Spuren in der im Rohbau befindlichen Etage gesichert. Wie berichtet, werden derzeit die Etagen 12 bis 18 über dem 5-Sterne-Hotel zu 14 Luxuswohnungen umgebaut. Die 280 Quadratmeter großen Apartments sollen im Frühjahr bezogen werden – wenn sich denn zahlungskräftige Käufer finden. Bislang ist erst die oberste Etage verkauft, ein Unbekannter hat zwei Einheiten zu einer 580-Quadratmeter-Wohnung zusammengelegt. Preis: 5 Millionen Euro.

Das Feuer wird den Ausbau nicht verzögern, die Feuerwehr konnte die etwa vier Kubikmeter Baumaterial rasch löschen. Ein Rauchmelder hatte den Qualm entdeckt und in der Brandmeldezentrale des Ritz angezeigt. Zwei Mitglieder vom Sicherheitsdienst kontrollierten daraufhin das Geschoss über dem Luxushotel und sahen einen Stapel mit Holz, Pappe und Dämmstoffen in Flammen. Daraufhin alarmierten sie per Telefon den Notruf 112 der Feuerwehr.

Unter dem Stichwort „Feuer Hochhaus“ raste ein Großaufgebot zum Potsdamer Platz, da zunächst vom schlimmsten Fall ausgegangen wird. Schon während der Fahrt mit Blaulicht und Martinshorn informierten sich die Feuerwehrleute anhand des „Einsatzplanes“ für das Ritz Carlton über Zufahrt, Eingänge sowie Standort der Brandmeldeanlage und der Hydranten im Haus. Derartige Detailpläne hat die Feuerwehr von 1256 Gebäuden, Fabriken und Bahnhöfen. Denn gerade in ausgedehnten oder sehr hohen Häusern ist nicht das Löschen das Problem, sondern in stark verrauchten Gebäuden das Feuer überhaupt zu entdecken und in Hochhäusern dorthin zu kommen.

Das Ritz-Carlton ist eines der wenigen Gebäude in Berlin, das zwei spezielle Feuerwehraufzüge hat. Diese dürfen – anders als normale Fahrstühle – auch bei Alarm benutzt werden. Sie werden mit Druckluft belüftet, so dass kein giftiger Qualm eindringen kann. Diese Aufzüge im Ritz kannte die Feuerwehr schon. Bei einem Funktionstest Ende Dezember hatte ein Rauchmelder bei der Feuerwehr Alarm geschlagen, da die Druckluft Baustaub aufgewirbelt hatte – der Melder sah Rauch.

Wie Brandschutzexperte Jürgen Mitschker sagte, ist das Hochhaus in sämtlichen Zimmern und Fluren mit Rauchmeldern und einer Sprinkleranlage ausgestattet. Diese Sprinkleranlage löscht automatisch, wenn ein Glasröhrchen an der Zimmerdecke durch Hitze zerplatzt. Die Wasserleitung hinter dem Glasröhrchen steht rund um die Uhr unter Druck.

Alle drei Jahre werden künftig Experten der Bauaufsicht und der Feuerwehr diese Sicherheitsvorkehrungen kontrollieren. Zudem muss einmal pro Jahr das Personal des Hotels den Ernstfall simulieren – jeder einzelne Angestellte muss im Ernstfall wissen, welchen Gast er auf welchem Wege ins Freie bringen muss. „Wenn die das nicht so oft geübt hätten, hätte die Evakuierung am Donnerstagabend nicht so schnell und gut geklappt“, sagte ein Feuerwehrmann gestern.

Das Ritz Carlton äußerte sich gestern nicht zu Sicherheitsfragen. „Das machen wir weltweit nicht“, sagte Hotelsprecherin Claudia Hardt – „und zwar zum Wohle unserer Gäste“.

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