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Berlin: Feuer, nein danke

In Brandenburg kämpft die Feuerwehr schon gegen Waldbrände – und auch in Berlin ist die Gefahr groß.

Der gelbe Rasen in vielen Berliner Parks zeugt davon, wie heiß und trocken der Juli bisher war. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt warnt jetzt vor Schlimmerem – denn in Berlins Wäldern besteht erhöhte Brandgefahr. Je länger die Trockenperiode anhält, desto größer wird das Risiko. Die Senatsverwaltung mahnt die Bürger, das ganzjährige Lagerfeuer- und Grillverbot in Waldnähe einzuhalten.

Innerhalb Berlins besteht in den kommenden Tagen in Marzahn, im Pankower Ortsteil Buch und am Kaniswall, einem Sandhügel im Ortsteil Müggelheim, die höchste Brandgefahr. Das geht aus Angaben des Deutschen Wetterdienstes hervor, denen Daten zu Bodenfeuchte und Vegetation zugrunde liegen. Die meisten Feuer könnten aber verhindert werden, sagt Feuerwehrsprecher Sven Gerling. Fahrlässigkeit sei mit Abstand die häufigste Brandursache. Selbst die heißen Katalysatoren geparkter Autos könnten das trockene Gras und den Reisig darunter entflammen. Deswegen gilt im Wald: Nur auf gekennzeichneten Parkplätzen darf der Wagen abgestellt werden, sonst müssen 100 Meter Abstand zum Waldrand eingehalten werden.

Dennoch ist man bei der Berliner Feuerwehr für den Notfall eines Waldbrandes gut ausgerüstet. Von den 100 Löschfahrzeugen sind viele mit größeren Tanks und extralangen Schläuchen ausgestattet. „Wir haben in Berlin zum Glück noch keine großen Waldbrände gehabt“, sagt Gerling. „Wir haben hier vorwiegend Mischwälder. Die Kiefernwälder in Brandenburg sind im Vergleich deutlich trockener – das erhöht das Brandrisiko.“

In ganz Brandenburg herrscht deswegen inzwischen die höchste Waldbrandwarnstufe. Dennoch ist im Unterschied zu heißen Sommern der vergangenen Jahre noch kein Forst für Besucher gesperrt worden. „Wir appellieren an die Vernunft der Bürger, jegliche Brandgefahr zu vermeiden“, hieß es vom Brandenburger Infrastrukturministerium. „Schon eine einzige weggeworfene Zigarette kann eine Katastrophe auslösen.“

Der bislang größte Waldbrand wurde auf dem früheren Truppenübungsplatz bei Teupitz, 50 Kilometer südlich Berlins, durch sich selbst entzündende Munition ausgelöst. Seit dem vergangenen Sonnabend hatten hier Feuerwehren aus der ganzen Umgebung ein Übergreifen der Flammen auf eine angrenzende Wochenendsiedlung verhindert. 42 Familien waren vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. „Am Mittag konnten wir endlich abrücken“, sagte gestern der Kreisbrandmeister von Teltow-Fläming, Gerd Heine. „Auf einer 17 Hektar großen Fläche brannte der Waldboden, der sich aber rasch regenerieren dürfte.“ An jedem Tag seien bis zu 130 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen. Wegen der Explosionsgefahr von Munition im Erdboden hätten die Kameraden nicht direkt die Brandherde bekämpfen können. Rund die Hälfte der 1,1 Millionen Hektar großen Waldfläche Brandenburgs gilt als munitionsbelastet. Alle Übungsplätze von Munition zu befreien, würde rund 600 Millionen Euro kosten.

Der Bauernbund forderte gestern verstärkte Polizeistreifen an Feldern und vor Scheunen. Hier komme es immer wieder zu Brandstiftungen mit großen Schäden. Die Täter würden nur in seltenen Fällen gefasst. 90 Prozent aller Feuer werden in Brandenburg durch den Menschen ausgelöst – vorsätzlich oder fahrlässig. Kalle Harberg / Claus-Dieter Steyer

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