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Berlin: Feuerwache im All

Der Satellit „Bird“ aus Adlershof erkennt Brände rund um die Welt

Der Würfel ist 60 mal 60 mal 60 Zentimeter klein, die ausgeklappten Solarzellen erinnern an Engelsflügelchen – und doch vollbringt der Feuerbeobachtungssatellit „Bird“ wahre Wunder. Der von 1996 bis 2001 in Adlershof zusammengebaute und getestete Satellit hat gerade die gigantischen Brände in Portugal ausgewertet. Am heutigen Mittwoch tauschen sich die Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit den Behörden in Kanada aus, denn „Bird“ sollte noch Dienstagabend die Großbrände in British Columbia und Victoria aufnehmen.

Im Wissenschaftszentrum Adlershof sitzt auch „Bird“-Experte Dieter Oertel am Bildschirm und kontrolliert die Daten des Satelliten. Zwei vollelektronische Kameras machen – einem Camcorder gleich – in 600 Kilometer Höhe Bilder. Sie werden digitalisiert, abgespeichert oder direkt übertragen zu den DLR-Bodenstationen, eine liegt im brandenburgischen Neustrelitz. Aber wozu braucht man die Aufnahmen des 94-Kilo-Satelliten, der am 22. Oktober 2001 von einer Basis in Indien per Transport-Satellit huckepack ins All geschossen wurde?

„Bird liefert uns einzigartige Erkenntnisse zu Fläche, Temperatur und Strahlleistung eines Feuers“, sagt Dieter Oertel. Daten, die die Feuerwehr oder Flugzeuge nicht ermitteln könnten. Zum Beispiel die zerstörerischen Großbrände in Portugal: Da kann man dank der Satelliten-Bilder ganz rasch sagen, auf welche bewohnten Regionen sich ein Feuer schnell zufrisst, und wo ein Großbrand vergleichsweise weniger gefährlich ist, weil er nur schwelt. „Die Einsatzleiter können die vorhandenen Löschkräfte viel effektiver einsetzen“, sagt Oertel, „denn in so einer Katastrophensituation fordert ja jeder überall Hilfe an.“

Das fast 15 Millionen Euro teure Hightech-Gerät fliegt auch über Berlin und Brandenburg, doch bis auf Experimente wie kürzlich in der Lausitz wird „Bird“ für andere Regionen gebraucht. Dieter Oertel: „Hier brennt mal ein Viertel Hektar – in Australien und Indonesien stehen gleich hunderte Quadratkilometer in Flammen.“

Annette Kögel

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