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Berlin: Feuerwehr: Beim nächsten Mal handeln wir genauso

Was tun bei Panik? Rettungskräfte weisen den Vorwurf unzureichender Hilfe zurück – und äußern Vorbehalte gegen Ausländer

Die Zahl der Todesopfer des Feuers in Moabit ist auf neun gestiegen. Im Krankenhaus starb gestern die 38-jährige Ferdane L. aus dem Kosovo. Die Kriminalpolizei geht einigen Hinweisen auf den Brandstifter nach, hat aber nach Angaben der Staatsanwaltschaft keine konkreten Hinweise auf den oder die Täter. Wie berichtet, hatte ein Unbekannter im Hausflur Kinderwagen angezündet. Da kein Benzin oder Ähnliches zu Hilfe genommen wurde, schließen die Ermittler einen fremdenfeindlichen Anschlag aus. In der Nacht zum Mittwoch wurde erneut in einem Treppenhaus gezündelt. In der Schwedenstraße 13 in Wedding wurde gegen 19 Uhr 30 ein abgestellter Kinderwagen angezündet. Die Feuerwehr löschte das Kleinfeuer schnell, zwei Mieterinnen kamen mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Jüdische Krankenhaus. Die Kripo sieht keinen Zusammenhang mit der Brandstiftung in der Ufnaustraße. Nach Angaben des Landeskriminalamtes wurden in diesem Jahr 33 Kinderwagen angezündet, in Treppenhäusern brannte es 218 Mal. Die Zahl dieser Brandstiftungen sei aber rückläufig.

Der Altbau in der Ufnaustraße wird fast ausschließlich von Ausländern bewohnt. Alle Toten gehören zu den drei Familien, die in Panik durch das brennende Treppenhaus flüchten wollten. Alle anderen wurden nach dem Löschen des Brandes von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Mieter wiederholten gestern ihre Vorwürfe, dass der Einsatz zu lange gedauert habe, es keine Durchsagen über Megafone gegeben habe und dass die von Fenstern und Balkonen um Hilfe schreienden Menschen nicht mit Leitern gerettet worden seien – die Feuerwehr blieb dabei, dass „Sprach- und Mentalitätsprobleme“ eine Ursache für die hohe Zahl von Opfern gewesen seien.

„Araber erregen sich leichter“, sagte Feuerwehrchef Albrecht Broemme gestern, und seien dann für beruhigende Durchsagen per Megafon „nicht zu erreichen“. Andere leitende Beamte der Feuerwehr wählten wesentlich drastischere Formulierungen. „So etwas werden wir künftig häufiger haben“, sagte ein hochrangiger Beamter – angesichts der großen Zahl von Ausländern in einigen Bezirken und den in diesen Häusern häufig mit Sperrmüll voll gestellten Treppenhäusern. Dort gebe es bei jedem Einsatz „großes Chaos und großes Geschrei“, „die werfen ihre Kinder aus dem Fenster, wenn der Keller brennt“. Auf diese „andere Mentalität“ könne man sich nicht vorbereiten.

Landesbranddirektor Broemme betonte, dass ein solcher Brand auch künftig genau so angegangen werde: schnell das Treppenhaus löschen und die Menschen durch dieses in Sicherheit bringen. Der Einsatz von Sprungpolstern und Drehleitern dauere zu lange, sei zu gefährlich und binde zu viel Personal. Broemme sagte, dass jetzt analysiert werden solle, wie Menschen in Panik – Ausländer und Deutsche – besser erreicht werden können. Er räumte ein, dass die Durchsagen offensichtlich wegen der Geräuschkulisse überhört wurden. Vorschriften zu den Megafonen in allen großen Löschfahrzeugen gebe es nicht. Broemme nannte neue Ideen, wie auf Menschen in Panik reagiert werden könne, etwa durch Transparente mit Piktogrammen. Helfen könnte schon, das aggressiv wirkende Blaulicht nachts auszuschalten. Ein Mieter eines Schöneberger Hauses berichtete gestern, dass es bei einem ähnlichen Brand keinerlei Durchsagen gegeben habe. Der Mann arbeitete selbst als Feuerwehr-Notarzt und verwies darauf, dass der Umgang mit Menschen in Panik derzeit nicht im Einsatz-Ablaufplan berücksichtigt werde.

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