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Berlin: Feuerwehr erhält neue Notarztwagen Viele alte Fahrzeuge sind in

„katastrophalem Zustand“

Lange hat sie gewartet – doch nun bekommt die Berliner Feuerwehr neue Notarztwagen. Im November wird in der Unfallklinik Marzahn das erste fabrikneue Fahrzeug in Dienst gestellt. Drei weitere Wagen erhält die Feuerwehr Anfang des kommenden Jahres. Gut zwei Jahre lang musste sie zuvor mit dem alten Fahrzeugpark auskommen. Diese Beschaffungssperre hatte „unerträgliche Folgen“, wie Feuerwehrchef Albrecht Broemme gegenüber dem Tagesspiegel kritisierte. Denn solange über die Zukunft des Systems der Notfallversorgung in Berlin gestritten wurde, durften keine neuen Wagen gekauft werden.

Mittlerweile sind die meisten der 24 vorhandenen Notarztwagen (NAWs) völlig verschlissen. „Über die Hälfte müsste jetzt ausgemustert werden“, sagte Broemme. Mehrfach hätten sich Chefärzte über den katastrophalen Zustand der Fahrzeuge beschwert. Denn wenn einer ausfällt, rückt stattdessen ein Rettungswagen aus. Doch in dieses kleinere Gefährt passt die Ausrüstung des Notarztes schlicht nicht hinein.

Durchschnittlich sind die 24 NAWs sieben Jahre alt – „nach dieser Zeit sind sie völlig runter“, sagte Feuerwehrchef Bromme gestern. Denn anders als ein Privat-Pkw werden die Einsatzfahrzeuge durch die täglich 10 bis 24 Alarmfahrten extrem belastet. Jetzt werden zumindest die ältesten drei Fahrzeuge verschrottet. Rund um die Uhr sind 12 der 24 NAW einsatzbereit, einen 13. NAW stellt das Bundeswehrkrankenhaus.

Die Modernisierung des Fuhrparks wurde so lange verzögert, weil man über zwei Jahre diskutierte, welches Rettungssystem in Berlin eingeführt werden soll. Nun hat sich Innensenator Körting für ein Mischsystem entschieden – aus Kostengründen muss Berlin folglich Abschied nehmen vom bewährten Notarztwagensystem. „Der Notarztwagen (NAW) ist besser, das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) billiger“, bringt Broemme den Wandel auf den Punkt. Denn im NEF fahren nur ein Feuerwehrmann und ein Notarzt mit, im NAW sind es zwei Feuerwehrleute und der Notarzt. Außerdem ist das Notarzteinsatzfahrzeug nur noch ein Transportmittel für den Mediziner, Schwerverletzte können weder in die Klinik gebracht noch bei der Fahrt behandelt werden – was im Notarztwagen möglich ist. Dafür spart jedes neue NEF nach Broemmes Angaben aber 240 000 Euro pro Jahr an Personalkosten. Und auch in der Anschaffung ist es billiger, es reicht ein Pkw-Kombi oder ein Kleinbus.

Die fehlende Transport- und Behandlungsmöglichkeit macht Broemme allerdings Sorgen. Bei schweren Unfällen mit vielen Verletzten reiche der NEF nicht aus, sagt er. Broemme und Innensenator Körting wollen deshalb auch weiterhin NAWs einsetzen – als einzige Stadt neben München.

Alle anderen deutschen Kommunen haben sich aus Kostengründen vom teuren Notarztwagen verabschiedet. Dort wird der Notarzt mit dem NEF an den Einsatzort gefahren, der Kranke oder Verletzte dann mit dem Rettungswagen (RTW) in ein Krankenhaus gefahren. Von den nur mit Sanitätern besetzten RTWs hat Berlin 80 Stück. Im kommenden Jahr sollen zwölf neue Fahrzeuge angeschafft werden. Jörn Hasselmann

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