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Ende der Fahrt.

© Andreas Meyer

Feuerwehr: Mit Blaulicht in den Unfall

Die Einsatzwagen der Feuerwehr waren 2009 in mehr als 500 Crashs verwickelt. Die meisten der Kollisionen waren selbst verschuldet. "Es sind eben große Fahrzeuge und enge Straßen", sagt ein Feuerwehrsprecher.

Es war 7.40 Uhr am Donnerstagmorgen und die Ampel zeigte Rot, als der Leiterwagen der Feuerwehr auf der Karl-Marx- Straße die kreuzende Silbersteinstraße queren wollte – mit Blaulicht und Martinshorn, auf dem Weg zu einem Brand am Sieversufer in Britz. Ein 55-jähriger Opelfahrer kam bei Grün aus der Silbersteinstraße, bemerkte die Feuerwehr nicht und stieß mit ihr zusammen. Der Opelfahrer wurde leicht verletzt.

Statistisch kracht es in Berlin etwa alle 17 Stunden mit Beteiligung der Feuerwehr: Deren 700 Einsatzfahrzeuge waren laut Jahresbericht im vergangenen Jahr an mehr als 500 Unfällen beteiligt. 373 dieser Kollisionen verursachten die eigenen Leute, was bedeutet: Mehr als jedes zweite Berliner Feuerwehrauto – einschließlich Rettungswagen – war 2009 in einen hausgemachten Unfall verwickelt.

Als Ursache dominiert „falsches Einschätzen des Seitenabstandes zu anderen Fahrzeugen“ mit 205 Fällen. „Es sind eben große Fahrzeuge und enge Straßen“, sagt Feuerwehrsprecher Jens-Peter Wilke. Viele Straßen seien derart zugeparkt, dass weder die vorgeschriebenen drei Meter Fahrbahnbreite übrig sind noch der Fünf-Meter-Abstand zu Einmündungen und Kreuzungen halbwegs frei bleibt. Hinzu komme das Dauerproblem der Zweite-Reihe-Parker, die der Feuerwehr auf eigentlich ausreichend breiten Straßen den Weg versperren. Entsprechend oft gibt es Beulen, wenn Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter in großer Eile zu ihren Einsätzen fahren.

Die Zahl der selbst verschuldeten Unfälle nimmt zu – von 2008 bis 2009 besonders deutlich von 290 auf 373. Auf lange Sicht sticht vor allem die Rubrik „Ortsfeste Hindernisse“ hervor: Während es im Jahr 2000 nur 35 Poller, Blumenkübel und ähnliche Objekte erwischte, waren es fünf Jahre später bereits 56, im Jahr 2008 schon 101 und im vorigen Jahr sogar 159.

Immerhin entstand bei 103 Unfällen zumindest an den Feuerwehrwagen kein Schaden. Bei 156 Kollisionen wurde es allerdings teurer als 2500 Euro.

Versichert sind die Fahrzeuge übers Land: Schäden begleicht nach Auskunft von Wilke die Finanzverwaltung. Wenn es kracht, werde entweder der Einsatz abgebrochen oder ein Kollege am Unfallort abgesetzt, der auf die per Funk herbeigeholte Polizei warte.

Die Crashquote der Polizei ist etwas geringer, was auch an deren kompakteren Autos liegen dürfte: Die 2491 Polizeifahrzeuge – inklusive wenig genutzter Exoten wie Räumpanzer – waren nach Auskunft der Behörde in 1048 Unfälle verwickelt. 593 davon verschuldeten die Polizisten. Die BVG macht zur Unfallstatistik ihrer mehr als 1300 Busse keine Angaben. Die Stadtreinigung, die 870 Müllfahrzeuge und große Kehrmaschinen durch die Stadt bewegt, beziffert ihre jährliche „Unfallquote“ mit 0,28. Das sei hervorragend, heißt es bei der BSR, denn im Bundesdurchschnitt liege die Quote der Entsorgungsbetriebe bei über 0,5. Das heißt: Während deutschlandweit pro Jahr mehr als jeder zweite Müllwagen oder jede zweite Kehrmaschine in einen Unfall verwickelt ist, trifft es bei der BSR nur etwas mehr als ein Viertel der Lkw-Flotte. Wobei die Leute von der Stadtreinigung Berufskraftfahrer und entsprechend routiniert sind. Fahrsicherheitstrainings gibt es allerdings sowohl bei der BSR als auch bei der Feuerwehr.

Statistisch gering ist das Risiko für private Verkehrsteilnehmer: Die 125 000 Unfälle von 2009 bedeuten rechnerisch, dass rund jedes zehnte Berliner Auto in einen Crash verwickelt war. Stefan Jacobs

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