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Knut

© AFP

Filmbranche: Kino-King Knut

Was muss in Filmproduzenten aus Los Angeles gefahren sein, wenn sie solche Dinge tun? Derzeit verhandeln einige mit dem Berliner Zoo, um sich die Filmrechte an Knuts Leben zu sichern. Es geht um beträchtliche Summen.

Ein Problem wird sich stellen, wenn Knut bald in aller Welt als Filmstar über die Leinwand flimmert: das der "Meet and Greets", der Autogrammstunden und -karten. Aber im Ernst: Hätte irgendjemand vermutet, dass renommierte Filmproduzenten aus Los Angeles ihre Anwälte dafür bezahlen, sich die Rechte für einen Eisbären aus dem Berliner Zoo zu sichern? Ash R. Shah, Hollywood-Produzent, bietet dem Zoo für seinen Animationsfilm sogar Millionen Dollar.

Die einen schlagen jetzt die Hände vor den Kopf: Nicht auch das  noch! Jetzt reicht es aber mit dem Wirbel um dieses Zootier. Es nervt! Mit diesem Teil der Menschheit kann Bernhard Blaszkiewitz, derzeit alleiniger Vorstand von Zoo und Tierpark, durchaus sympathisieren. "Dieser Eisbär, das ist doch ein hochgespieltes Thema, und außerdem schon der zehnte Nachwuchs, der bei uns aufwächst", sagte er dem Tagesspiegel am Wochenende. Die Chance, die weltweite Bekanntheit des handaufgezogenen Klimaschutz-Symboltiers imagemäßig sowie finanziell für sein Haus auszunutzen, lässt er sich dennoch nicht entgehen. "Ja, wir haben das Angebot, 10 000 Dollar Sofortzahlung von Ash R. Shaw zu bekommen. Und wir haben Interesse an dem Projekt."

In einem Fax an den Zoo soll der Hollywood-Produzent geschrieben haben, dass er dem Zoo allein in den ersten beiden Jahren nach Filmstart fünf Millionen Dollar Gewinn aus Lizenzeinnahmen in Aussicht stellt - und auch gleich die Kontonummer des Zoos haben will. Inzwischen liegt dem Zoo auch der unterschriftsreife Vertrag vor. "Wir sondieren das", sagt Blaszkiewitz, "über Silvester ist die Tierinventur dran, im neuen Jahr werde ich das prüfen."

Möglicherweise drängeln die Filmeraus L.A deshalb so, weil sich zu ihnen herumgesprochen hat, dass ihnen ihr bisheriger Marketing-Mann als  Ansprechpartner abhanden kommt, und sie jetzt um ihr Projekt fürchten. Die Vorarbeit leistete nämlich nicht Zoochef Blaskiewitz, sondern sein früherer Vorstands-Kompagnon Gerald Uhlich, der das Merchandising um Knut sowie den Klimaschutzgedanken über die Marke "Respect Habitats. Knut" langfristig etablieren wollte, damit im Zoo aber nicht weit kam. Uhlich hatte ein auf Marken und Merchandising spezialisiertes Consulting-Büro in Hamburg einbezogen. Er hatte mit Ash R. Shah über Details zu Lizenzgebühren, Gewinnprozenten und den Rechten am Animations-Charakter Knut verhandelt.

Für die Gespräche war der US-Produzent extra früher von den Filmfestspielen aus Cannes vom Mittelmeer an die Spree geflogen. Der Aufsichtsrat des Zoos war informiert, wusste von den Verhandlungen der Anwälte, die das Ganze aus Sicht des Zoos bereits wasserdicht machten, von daher steht dem Film nichts mehr im Wege. Produzent Shah hat bislang zum Beispiel die Filme "Supernova" und "Sudden Death" gemacht, nun soll Knut einschlagen wie die Erfolgsfilme "Findet Nemo!" oder "Shrek".

Für den computeranimierten Film über Knut soll im Vertrag sogar jeder Charakterzug des Helden ausgehandelt worden sein: etwa, dass der Bär ein Lieber ist und bleibt. Das Drehbuch soll vorliegen, doch es ist geheim. Nur so viel: Der Film soll im Berliner Zoo spielen, auch Pfleger Dörflein wird zur Trickfilmfigur. Natürlich spielt das Schicksal von Knuts Artgenossen in der Arktis angesichts der Erderwärmung eine Rolle. Die Produktion so eines Animationsstreifens dauert bis zu 18 Monate, vorher müssen Finanziers gefunden werden. Kinostart ist frühestens im August 2009.

Sollte der Zoo wider Erwarten ablehnen, bleibt noch das Angebot aus New York. Craig Hatkoff, der Autor des Knut-Kinderbuchs, möchte mit seiner Ehefrau Jane Rosenthal eine Eisbären-Komödie drehen. Rosenthal wiederum besitzt gemeinsam mit Robert de Niro die Produktionsfirma Tribeca Films. Das Team hat größtes Interesse, heißt es - und außerdem einiges vorzuweisen: Tribeca hat schon mit Stars wie Ben Stiller und Barbra Streisand zusammengearbeitet.

Einen Knut-Film gibt es übrigens schon. Ab März kann man im Kino die Naturdokumentation "Knut und seine Freunde" mit unveröffentlichten Aufnahmen aus dem Zoo sehen.Und für besonders harte Fans gibt es ja noch die RBB-CDs "Knut Volume I und II".

Annette Kögel

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