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Berlin: Filmkulisse Prenzlauer Berg: Von den Skladanowsky-Brüdern bis Solo Sunny

Ein Stadtteil als Filmkulisse: Fast jeden Tag wird auf den Straßen Prenzlauer Berg gedreht. Ob Kastanienallee, Oderberger Straße oder Schönhauser Allee - was dabei schon alles, an welchen Schauplätzen und von wem abgelichtet wurde, ist inzwischen kaum noch zu überblicken.

Ein Stadtteil als Filmkulisse: Fast jeden Tag wird auf den Straßen Prenzlauer Berg gedreht. Ob Kastanienallee, Oderberger Straße oder Schönhauser Allee - was dabei schon alles, an welchen Schauplätzen und von wem abgelichtet wurde, ist inzwischen kaum noch zu überblicken.

Das ist nicht erst seit der Wende so. Vielen Filmemachern bot das bröckelnde Grau-in-Grau der Gründerzeitbauten ebenso wie die bedrückende Atmosphäre enger Hinterhöfe das passende Ambiente: Beispielsweise Gerhard Klein, der sich in dem 1957 erschienenen Film "Berlin - Ecke Schönhauser" mit der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen nach 1945 beschäftigte. Nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der heute die Currywurstbude von Konopke steht, tanzen Jugendliche unter der Hochbahn an der Schönhauser Allee Boogie-Woogie. Der Steinwurf auf eine Laterne - für nur eine einzige Westmark - gilt als Mutprobe und provoziert die Staatsgewalt.

Die räumliche Inszenierung der Dreharbeiten zu diesem Streifen, einem typischen "Prenzlauer-Berg-Film", findet sich als zentrales Element in der Sonderausstellung "Komm in den Garten. Kino in Prenzlauer Berg - Prenzlauer Berg im Film" im Prenzlauer Berg Museum ebenso wie der voyeuristische Blick in Sunnys Zimmer aus Konrad Wolfs "Solo Sunny" - 1980 in der Kopenhagener Straße gedreht.

Die Ausstellung erzählt nicht nur exemplarisch die illustre Geschichte des Films in Prenzlauer Berg, die im Jahre 1892 auf dem Dach des Hauses Schönhauser Allee 146 beginnt, wo die Brüder Max und Emil Skladanowsky die ersten Filmaufnahmen in Deutschland überhaupt "drehen". Vielmehr dokumentieren die rund 250 Objekte - Filmplakate, Ton- und Bildmaterial, Drehbuchseiten, Briefe und vor allem Fotos - zugleich auch die Entwicklung des Kinos im Bezirk. Anfang der 20er Jahre gab es hier 25 Kinos mit Sitzplätzen für bis zu 1200 Kinobegeisterte. Das inzwischen zu einem Multiplex umgebaute Colosseum an der Schönhauser Allee ist eines der wenigen dieser Häuser, das überlebt hat.

Beim Rundgang durch die sehenswerte Sonderausstellung entfaltet sich anhand der Filmtitel und Drehorte gleichsam eine filmische Topografie Prenzlauer Bergs. Es bietet sich ein facettenreiches Stück Stadtteilgeschichte, das in den vorgestellten Filmtiteln auch die gesellschaftlichen Verhältnisse - auf lebendige Weise widerspiegelt. Dies herauszuarbeiten, ist das große Verdienst der kleinen Ausstellung. Denn als Drehort wird der Prenzlauer Berg bald Legende sein. Das Grau der Fassaden weicht der grellen Farbigkeit sanierter Straßenzüge - und mit ihm wandern Regisseure und Filmteams an andere Orte ab.

Matthias Mochner

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