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Berlin: Filmreifes Leben

Die Festspiele zeichnen den Produzenten Artur Brauner mit einer Berlinale-Kamera aus

Ein Genie. Das ist Artur Brauner für seine Tochter Alice. Sie sagte das nicht einfach so, sondern mit Hintergrund: die Berlinale ehrte am Dienstagabend den Filmproduzenten für sein Lebenswerk mit einer BerlinaleKamera. Die Auszeichnung gab es aus den Händen von Festivaldirektor Dieter Kosslick, die Laudatio aber hielt Alice Brauner.

Das Genie ihres Vaters, so die Tochter, hat er zu großen Teilen aber auch seiner Frau Maria zu verdanken. „Er ist sehr impulsiv“, sagte Alice, „und sie war es stets, die vermittelt hat, wenn es gespannte Stimmungen am Set gab. Oder bei Vertragsverhandlungen, mit Fritz Lang zum Beispiel. Da hat sie sehr auf ihn eingewirkt“. Für das Festival sei er „eine Persönlichkeit, die die deutsche Filmlandschaft über viele Jahrzehnte prägte“.

Nach der Verleihung gab es noch den neuesten Film von Brauners CCC-Filmkunst zu sehen: „Babij Jar“. In den Hauptrollen spielen Michael Degen, Katrin Saß und Axel Milberg. Der Film, in dem Regisseur Jeff Kanew vom Massaker an ukrainischen Juden durch deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg erzählt, wurde im vergangenen Herbst in Hollywood uraufgeführt. Artur Brauner, der in dem Film die „Krönung“ seines Lebenswerkes sieht, wird seit der Premiere des Films nach eigenen Angaben von Morddrohungen verfolgt. „Der Telefonterror ist furchtbar, doch ich habe keine Angst. Der Film wird in die Kinos kommen, da kann passieren was will“, sagte er.

Der 84-Jährige kam polnischen Lodz als Sohn eines jüdischen Holzgroßhändlers zur Welt und ist einer der bedeutendsten deutschen Filmproduzenten. Nach dem Krieg baute er in Berlin Studios auf, in einer Zeit, in der viele Firmen der Stadt wegen ihrer Insellage den Rücken kehrten. Seine größten Erfolge feierte er vor allem in den 50er Jahren mit Filmen wie „Das indische Grabmal“ „Mädchen in Uniform“ mit Romy Schneider und „Es geschah am hellichten Tag“ mit Gert Fröbe. Legendär sind seine Karl-May und Edgar-Wallace-Verfilmungen. Der viel diskutierte Film „Hitlerjunge Salomon“ (1989/90) brachte ihm 1992 eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch ein. oew

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