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Detlev Buck mit den Film-Hunden Toschi, Elfriede und Bozer (von links). Außerdem dabei: menschliche Schauspielerinnen.

© Agnieszka Budek

Filmstadt Berlin: Auch Hunde können Diven sein

Detlev Bucks Filme waren zuletzt recht pferdelastig. Jetzt kommt „Wuff“. Gedreht wird im Tierheim Berlin in Hohenschönhausen. Ein Setbesuch.

Berner Sennenhunde sind für Fußballleibchen einfach nicht geschaffen. Aber Toschis vorübergehender Betreuer hat nun mal diesen Fußballtick, und so rutscht das Leibchen dem Hund ständig über den dicken Bauch in Richtung Kopf. Ständig muss es also wieder jemand zurechtzupfen, während Toschis Trainerin ihm den Sabber aus dem Gesicht frottiert. So geht eben Maske für Filmhunde, und schon ist alles wieder schick beim Dreh im Tierheim Berlin in Hohenschönhausen.

Aber trotz seiner Sabber-Beauftragten bleibt Toschi noch ein ganzes Stück hinter Stars und Diven, die etwa einen persönlichen Regenschirm-Halter beschäftigen. Dabei ist doch auch er ein echter Star, regelmäßig zu sehen bei „Löwenzahn“ in seiner Rolle als Keks und nun eben als Simpson in Detlev Bucks neuem Film „Wuff – Folge dem Hund“.

250 Hunde leben im Tierheim Berlin

Gerade noch kauerte Trainerin Carola Conrad hinter einem dunklen Volvo und gab Toschi das Kommando, Urs Jucker anzubellen und ihm grimmig in die Augen zu blicken. Zur Belohnung gab es kleine Würstchen und richtig doll kuscheln. Jetzt braucht Toschi erst mal eine kleine Pause.

Jucker steht deswegen alleine vor der Kamera im Regen, dreht dieselbe Szene, das Bellen, das Erschrecken, immer und immer wieder, spricht dieselben Sätze: „Ich habe ihm doch nichts getan. Was hat er denn bloß?“ Jeder am Set könnte das schon nachsprechen, darf es aber nicht: absolutes Schweigen hinter der Kamera während des Drehs, nur gelegentlich weht Gekläffe herüber von jener Insel, auf der die Tiere leben, die jemand nicht mehr wollte. Vom Set-Rand zischt es „Aus“.

Im Tierheim Berlin leben aktuell rund 250 Hunde. Pro Tag kommen zwischen zwei und zehn dazu, regelmäßig werden sie wieder wegadoptiert. Innerhalb des äußeren Gebäuderings mit den Räumen für den Tierarzt und den Annahmestellen liegt eine Wiese, auf der jetzt Scheinwerfer und Kameras stehen. Direkt dahinter trennt ein Wassergraben eine Insel, das Zuhause vieler Tiere, vom Rest der Anlage. Regelmäßig wird das Heim zum Drehort, kürzlich hat Adidas dort den Katalog fürs nächste Jahr fotografiert. „Da wir rein spendenfinanziert sind, sind das für uns immer gute Möglichkeiten“, sagt Heimsprecherin Annette Rost.

„Der Hund hat eine tolle Aura, wenn er er selbst ist“

Für Regisseur Detlev Buck ist es der letzte Tag an diesem Drehort, danach geht es anderswo in Berlin und in Thüringen weiter. Zuletzt hatte Buck die vier Mädchenfilme der „Bibi und Tina“-Reihe gedreht, doch deren Pferde sind vorerst abgehalftert, jetzt kommt „Wuff“. Darin helfen Freundschaft und liebevolle Tiere vier Hunde-Fans, mit ihren privaten Problemen klarzukommen.

Das klingt nach einem Film mit Kinderschauspielern, doch die Darstellerinnen sind alle schon sehr erwachsen: Emily Cox („The Last Kingdom“), Johanna Wokalek („Der Baader Meinhof Komplex“), Marie Burchard („In aller Freundschaft“) und Maite Kelly (ja, die von der Kelly Family). Der Film soll ziemlich genau in einem Jahr in die Kinos kommen, auch Tagesspiegel-Kolumnist Harald Martenstein spielt darin mit, mimt den Herausgeber eines Lifestyle-Magazins.

Verzückt krault Cox Toschis Rücken und schwärmt von Hunden: „Die spielen nicht, die sind einfach echt.“ Buck ist da skeptischer. „Der Hund hat eine tolle Aura, wenn er er selbst ist“, sagt er. „Aber wenn er mit Leckerli geködert wird, dann sieht man das sofort.“ Buck fordert mehr Authentizität. Toschi soll Jucker anschauen, nicht gierig auf die Belohnung starren.

Dann schnell noch ein Gruppenfoto. Die Menschen ziehen ihre dicken Jacken aus und frieren. Toschi und seine Hundekollegen lassen sie noch ein Weilchen so stehen, verspäten sich. Echte Stars eben.

Johannes Drosdowski

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