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Felicity Jones und Tom Hanks bei der Deutschland-Premiere des Dan-Brown-Thrillers "Inferno".

© Axel Schmidt/Reuters

Filmstadt Berlin: Back to Currywurst

Tom Hanks schwärmt noch immer für Berlin und hätte hier ganz gern eine Wohnung. Am Potsdamer Platz stellte er den neuen Dan-Brown-Film "Inferno" vor.

„Florenz ist nicht Berlin“ – gegen solch eine Feststellung lässt sich kaum etwas einwenden. Zumal sie ja nicht als Herabwürdigung der deutschen Hauptstadt gemeint ist, nur als Entschuldigung einer mordlüsternen falschen Carabinieri- Frau, dass sie ihr Opfer leider verloren hat. Und wie recht sie hat: Oberbaumbrücke, Berliner Dom, Schlossneubau, das ist ja alles nicht schlecht, aber können sie gegenüber dem Ponte Vecchio, der Kathedrale Santa Maria del Fiore, dem Palazzo Pitti bestehen? Und erst diese verwinkelten toskanischen Gassen, in denen man Verfolgern so leicht entkommen kann: Nichts Vergleichbares hat Berlin noch zu bieten, dort wäre der Killerfrau ihr Missgeschick nicht passiert, da liegt sie wohl gar nicht so falsch.

Andererseits, wäre sie hier an der Spree Tom Hanks auf der Spur und nicht, wie in dem von Ron Howard verfilmten Dan-Brown-Thriller „Inferno“ dem Harvard-Symbologen Robert Langdon, so sähe die Sache vielleicht doch anders aus und Hanks hätte gute Chancen zu entkommen. Nicht im Sony-Center am Potsdamer Platz, wo am Montagabend die deutsche Premiere des Films auf dem Programm stand, denn wo soll man sich in diesem Glashaus schon groß verstecken? Aber möglich wäre es in bestimmten Ecken des Bezirks Mitte, den Hanks bei seinem vorigen Berlin-Besuch vor einigen Monaten schon mal zu seinem Favoriten erklärt hatte, würde er tatsächlich nach Berlin ziehen. Wie er sich ja ohnehin in Berlin ganz gut auskennt nach zwei Filmen, die er hier bereits gedreht hat. Nicht müde wird er, von den Vorzügen der Stadt und ihrer fantastischen Energie zu schwärmen, ja er würde, so ließ er gestern – halb scherzend, aber doch nicht ganz – wissen, gerne noch mehr Zeit hier zubringen, nur hätte er es dann „gerne, dass mir jemand ein Appartement in Berlin schenkt – am besten fußläufig zu ,Curry 36’“.

Zurück nach Florenz und auch Venedig: Ach, wie haben sie gestern bei der Pressekonferenz im Adlon alle geschwärmt von den tollen Drehorten dort, Tom Hanks eben, seine Kollegen Felicity Jones und Omar Sy, Regisseur Ron Howard und Romanautor Dan Brown. Nachbauten im Studio, Greenscreen, Computertricks – alles schön und gut, aber was ist das schon gegen den echten Ponte Vecchio samt Vasarikorridor? Ganz zu schweigen vom Boboli-Garten und dem Saal der 500 im Palazzo Vecchio, der es Tom Hanks ganz besonders angetan hatte. Und er habe auch eine Menge gelernt während der Dreharbeiten, über Kunst, Kulturgeschichte, speziell Renaissance und so, sei dadurch nun „ein viel besserer Dinner-Gast“. Ohne Weiteres könne er jetzt selbst Kunstführungen an den Drehorten anbieten, alles dank Dan Brown, für ihn „the smartest guy“ in der Runde.

Dem Mysterium auf der Spur. Tom Hanks (rechts) als Professor Robert Langdon gräbt sich in „Inferno“ wieder durch die Geheimnisse der Geschichte.
Dem Mysterium auf der Spur. Tom Hanks (rechts) als Professor Robert Langdon gräbt sich in „Inferno“ wieder durch die Geheimnisse der Geschichte.

© AFP

Der ist mit dem Film wieder überaus zufrieden, wie er wiederholt versicherte. Änderungen, Auslassungen, all dies stört ihn nicht. Wichtig sei für ihn, das „der Herzschlag, der Puls, das Thema“ des Buches getroffen werde. War in der ersten Dan-Brown-Verfilmung noch Leonardo da Vinci die historische Schlüsselfigur des von Robert Langdon zu lösenden Rätsels, so ist es nunmehr der Renaissance-Dichter Dante Alighieri mit dem in der „Göttlichen Komödie“ geschilderten Inferno, seiner Hölle, wie sie Sandro Botticelli in Form einer Karte fantasievoll illustriert hat. Allerlei Mysteriöses, versteckte Zeichen, verborgene Anweisungen sind damit verbunden, die der Harvard-Professor aber zuverlässig löst, um so die Menschheit vor einer viralen Katastrophe zu bewahren. Denn von deren Vertretern gibt es entschieden zu viele, hat ein verrückter Wissenschaftler ausgebrütet, und das Mittel, die Menschheit zu halbieren, gleich mit.

Ein kunsthistorisch ambitionierter Gruselthriller also, und vielleicht sollte man Dan Brown wirklich mal einladen, sich nach entsprechenden Motiven in Berlin umzuschauen, Tom Hanks mit seiner Liebe zu Berlin dürfte es ihm danken. Und wenngleich es hier kein „Inferno“ gibt – aus dem „Totentanz“ in der Marienkirche müsste sich doch was machen lassen.

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