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Das Ende der DDR scheint der Mutter (Katrin Sass) nicht zumutbar, also spielt Alexander Kerner (Daniel Brühl) den Fortbestand vor.

© picture-alliance / dpa

Filmstadt Berlin: In Friedrichshain entsteht eine virtuelle DDR - für sechs Tage

Zur Wiederaufführung von „Good Bye, Lenin!“ wird der DDR-Alltag gleich mitinszeniert. Für sechs Abende soll eine Art virtuelle DDR mit anschließender Vorführung des Films entstehen.

Die ultimative Annäherung von Fiktion und Realität wäre für Westernfreunde eine Open-air-Vorführung von, sagen wir, „The Seachers“ im Monument Valley, vielleicht sogar am John Ford Point, von dem aus John Wayne aufs Lager der feindlichen Indianer spähte. Auf Berlin bezogen wäre Steven Spielbergs „Bridge of Spies“ auf der Glienicker Brücke zu erwägen. Aber das sind schöne Träume, leider nicht realisierbar. Gegen das Monument Valley hätten sicher die Navajos Einwände, in deren Reservat es liegt. Gegen die Glienicker Brücke spräche die Unterbrechung des Straßenverkehrs aus unzureichendem Grund.

Ersatzlösungen müssen gefunden werden, soll man schon durch den Ort der Vorführung oder andere illusionäre Mittel auf den Film eingestimmt werden. Im vorliegenden Fall auf „Good Bye, Lenin!“ von 2003, Wolfgang Beckers beim Publikum wie bei den Juroren diverser Filmpreise höchst erfolgreiche Komödie um das Ende der DDR. Dazu müsste man gewissermaßen seiner Hauptfigur Alexander Kerner, gespielt von Daniel Brühl, nacheifern. Denn wie dieser der todkranken Mutter (Katrin Sass) den Alltag der untergegangenen DDR vorzugaukeln versucht, so soll nun auch zu dem eine Woche lang erneut gezeigten Film der Arbeiter- und Bauernstaat Wiederauferstehung feiern.

Der Ort ist noch geheim: In Friedrichshain und 2000 Quadratmeter groß, mehr wird nicht verraten, nur dass daraus für sechs Abende eine Art virtuelle DDR mit anschließender Vorführung des Films entstehen soll, am 1. Mai für geladene Gäste, danach bis zum 6. Mai für zahlende. Initiator der Reihe „Cine-Mania“ ist die Berliner Flimmer GmbH, die schon im Vorjahr zur Beatles-Dokumentation „Eight Days a Week“ solch ein Kino-Event in Essen geschaffen hatte und als Agentur zahlreiche Filmpremieren verantwortet hat.

Die Ostalgie fängt mit dem als „Passierschein“ deklarierten Ticket an, das man per Mail bekommt und auf dem auch der Ort der wiederbelebten DDR vermerkt ist. Diese präsentiert sich mit Passstelle, HO-Laden und anderen Manifestationen realsozialistischer Erinnerungskultur, wird beflügelt durch 25 Schauspieler, die typische Rollen des DDR-Alltags verkörpern und entsprechend gekleidet sind. Auch die Besucher werden ermuntert, sich den alten Zeiten gemäß zu kleiden. Pflicht ist es nicht.

Im Film wird Lenins Kopf spektakulär per Hubschrauber abtransportiert, was historisch nicht ganz korrekt ist: Am 13. November 1991 schwebte Lenins Kopf zwar tatsächlich davon, allerdings an vier herausragenden Schrauben befestigt per Kran. Vom heutigen Platz der Vereinten Nationen wurde das Lenin-Denkmal zu einer Sandgrube bei Müggelheim gebracht und dort verbuddelt. Erst vor einem Jahr tauchte er wieder in der Öffentlichkeit auf – als Teil der neuen Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ auf der Spandauer Zitadelle. Zuvor hatte es ein langes Hin und Her um das Bergen des Kopfes und seine erneute Zurschaustellung gegeben. Die vier Schrauben, an denen hängend er einst auf und davonflog, stecken noch immer in seinem Kopf.

Infos und Tickets zu 30 Euro unter www.cine-mania.de

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