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Knöllchenvergabe in Berlin: 9,70 Euro pro verteiltem Zettel

© dpa

Finanzbilanz des Landes Berlin: Knöllchen für 9,70 Euro - Schule ab 7,16 Euro

Was kostet ein Schultag im Gymnasium oder die Kitabetreuung eines Kindes? Die Finanzverwaltung des Berliner Senats hat ihre Verwaltungskosten ganz genau ausgerechnet - und zeigt, wo Berlin die Spendierhosen an hat.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Umsonst ist nicht einmal der Tod. Von den privaten Kosten einer Bestattung abgesehen zahlt die öffentliche Hand in Berlin für die Pflege eines Quadratmeters Friedhofsfläche durchschnittlich 3,74 Euro. In Charlottenburg-Wilmersdorf sind es sogar 6,13 Euro, während das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg mit 2,11 Euro auskommt. Auch bei anderen, mehr dem Leben zugewandten kommunalen Aufgaben stehen die zwölf Bezirke in einem harten Kostenwettbewerb. Seit dem Jahr 2000 werden die Ausgaben für staatliche Dienstleistungen von der Finanzverwaltung miteinander verglichen.

„Wir wollen damit einen Anreiz schaffen, von den jeweils Besten zu lernen, Sparpotenziale zu erschließen und möglichst verantwortungsvoll mit den Steuergeldern der Bürger umzugehen“, sagte Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) am Mittwoch, als er die neuesten Zahlen veröffentlichte. Ausgewertet wurde jetzt das Haushaltsjahr 2011. Wer sich zum Beispiel über ein Knöllchen fürs falsche Parken ärgert, der sollte wissen, dass die zuständigen Behörden für jeden Zettel 9,70 Euro Verwaltungskosten drauflegen müssen. Auch dies ist ein Durchschnittswert. Lichtenberg kommt mit 8,21 Euro aus, während sich Treptow-Köpenick diesen wenig beliebten Bürgerdienst 10,63 Euro kosten lässt.

Die drastisch gestiegenen Gebühren für die Ausstellung eines Personalausweises lassen sich mit dem Kostenvergleich plausibel erklären. Ab dem 25. Lebensjahr zahlt man für den neuen, elektronischen Ausweis 28,80 Euro. Jüngere Menschen müssen immerhin 22,80 Euro hinlegen. Trotzdem zahlt der Staat kräftig drauf. Die Verwaltungsausgaben betragen in Berlin 46,93 Euro pro Stück. Beim alten Ausweis waren es nur 22 Euro. Für die Ausstellung eines Reisepasses muss die Behörde durchschnittlich sogar 58,65 Euro aufwenden. Die Gebühr von 59 Euro, die ab dem 25. Lebensjahr fällig wird, deckt also nur die Kosten.

Bildung und Freizeit sind auch nicht gratis zu haben. Für die Kitabetreuung eines Kindes zahlt das Land Berlin monatlich 814 Euro (Krippe, ganztags) oder 639 Euro (Kindergarten, ganztags). Auf diese Weise werden 93 Prozent der gesamten Betreuungskosten staatlich subventioniert, denn in Berlin sind drei Kitajahre gebührenfrei. Später werden die Kinder für den Staat billiger. So verursacht ein Platz in der Grundschule pro Schultag Kosten von 8,38 Euro. Abzüglich Ferien, Feiertage und Wochenenden dürften das nicht mehr als 150 Euro monatlich sein.

Ein Schultag im Gymnasium kostet sogar nur 7,16 Euro. In der Sekundarschule sind es immerhin 9,72 und in der Sonderschule 21,25 Euro. Für eine Stunde Unterricht in der Musikschule wenden die Bezirke durchschnittlich 43,19 Euro auf. Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf liegen mit ihrer Angebotsvielfalt weit an der Spitze, aber die Kosten je Musikstunde sind in beiden Bezirken mit 42 bzw. 37 Euro relativ günstig. Im Vergleich zur musischen Erziehung ist die Förderung des Breitensports für einen Spottpreis zu haben. Je Amateursportler gibt die öffentliche Hand in Berlin jährlich nur 89 Euro aus. Wer lieber in die Bibliothek geht, sollte wissen: Die Entleihung eines Buches oder einer DVD kostet das Bezirksamt zwei Euro pro Stück.

Bei einem Spaziergang im Park lässt sich am Ende in aller Ruhe darüber nachdenken, dass die Pflege eines Quadratmeters grüner Fläche 1,96 Euro im Jahr kostet. Und raten Sie mal, wie teuer die Pflege eines Straßenbaums ist? Jährlich 42,14 Euro. Treptow-Köpenick vergoldet offenbar die Blätter, dort sind es 62 Euro.

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