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Berlin: Finanzkrise: Banken zahlen nicht für Verbraucherberater

Seit Wochen wird die Verbraucherzentrale von Anfragen zur Finanzkrise überrollt. Beratungstermine sind kaum zu bekommen, bei der Hotline kommen nur die wenigsten durch.

Seit Wochen wird die Verbraucherzentrale von Anfragen zur Finanzkrise überrollt. Beratungstermine sind kaum zu bekommen, bei der Hotline kommen nur die wenigsten durch. Wirtschaftssenator Harald Wolf und seine Kollegin für Verbraucherschutz, Katrin Lompscher, haben deshalb die Banken schriftlich gebeten, die Verbraucherzentrale finanziell zu unterstützen. Eine unabhängige Beratung sollte auch im Interesse der Banken sein, finden die beiden Linkspolitiker: Wer sich von unabhängiger Stelle gut beraten fühlt, räumt auch nicht voreilig sein Sparbuch oder sein Depot. „Ich hoffe, dass die Banken ihre Verantwortung wahrnehmen“, sagte Lompscher am Mittwoch.

Doch die Geldinstitute lassen die Senatoren offenbar abblitzen. Die Landesbank (LBB), zu der auch die Sparkasse gehört, hat nach Tagesspiegel-Informationen bereits eine Absage geschickt. Die LBB wollte sich dazu nicht äußern, erklärte allerdings auf Nachfrage: „Wir sind seit 1963 Fördermitglied der Verbraucherzentrale. Dabei bleibt es auch.“

Die private Commerzbank, die bereits das Rettungspaket der Bundesregierung in Anspruch nimmt, verwies auf den Bankenverband. Dort wiederum hieß es: „Wir sind uns unserer Verantwortung, was die Beratung betrifft, voll bewusst.“ Den Anspruch, unabhängig zu beraten, „stellen wir auch an uns selbst“.

Diese blumige Absage ärgert auch den Grünen-Verbraucherschützer Michael Schäfer. Am Dienstag sei „Finanztest“- Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen in der Fraktion zu Gast gewesen und habe moniert, dass die „Berater“ der Banken oft eher Verkäufer seien – und beispielsweise für den Abschluss einer Rürup-Rente bis zu 7000 Euro Provision erhielten.

Die Grünen finden, „der Senat könnte die Banken moralisch stärker unter Druck setzen“. Sie wollen ein System unabhängiger Berater etablieren, das auf von den Banken ausgegebenen Gutscheinen basieren soll – und völlig neu aufgebaut werden müsste. Eine entsprechende Intiative wird laut Schäfer geprüft.

Die Berliner Verbraucherzentrale hat ihrem einzigen Finanzexperten gerade kurzfristig zwei Honorarkräfte zur Seite gestellt, die über Einnahmen etwa aus erfolgreichen Abmahnungen von Firmen finanziert werden: 18 000 Euro, die bis Dezember reichen. Stefan Jacobs

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