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Sarrazin

© ddp [M]

Finanzsenator-Sprüche: Wirbel um Sarrazins Ideen zu Heizkosten

Berlins Finanzsenator macht wieder von sich reden - diesmal mit einer Empfehlung gegen hohe Energiekosten: Zieht euch warm an! Damit löst er eine hitzige Sommerdebatte aus.

Am Nachmittag blieb der Finanzsenator cool, vielleicht lag es an der Klimaanlage. Jedenfalls sprach Thilo Sarrazin (SPD) noch mal jene Worte, die seit den Morgenstunden für so viel Empörung gesorgt hatten: „Wenn die Energiekosten so hoch wären wie die Miete“, sagte Sarrazin, „würden sich die Leute überlegen, ob sie nicht mit dicken Pullovern bei 15, 16 Grad auskommen“.

Sarrazin trug einen dunklen Anzug, es war heiß in Berlin, über 30 Grad.

Vielleicht war es zu heiß. Grünen-Energieexperte Michael Schäfer empfahl ihm „eine kalte Dusche“. Dies spare Energie, rege die Durchblutung an und könne helfen, auf bessere Ideen zu kommen. CDU- Generalsekretär Frank Henkel meinte: „Ihm scheint wohl die Hitze nicht zu bekommen.“ Und der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Ulrich Maurer, sagte: „Gegen so viel soziale Kälte helfen auch keine Pullover.“ Man könne ja Sarrazins Büro ins Kühlhaus verlegen.

Den Spruch mit dem Pullover als Heizungsersatz hatte er zuvor der „Rheinischen Post“ diktiert. Einen Sozialtarif für Bedürftige – wie von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), Gewerkschaften und Sozialverbänden gefordert – lehnte Sarrazin ab. „Empfängern von Arbeitslosengeld II werden die Heizkosten erstattet. Darüber hinaus sehe ich keinen Handlungsbedarf“, so der Finanzsenator.

Flapsige Sprüche gibt er immer wieder von sich, „im Kern ist doch etwas Wahres dran an Sarrazins aktueller Provokation“, sagte Grünen-Politiker Schäfer. Man müsse Energie effizient nutzen, doch damit könne nicht frieren gemeint sein.

Jovial gab Sarrazin Auskunft über seinen Umgang mit Energie: Aus Ärger über die Ölpreise habe er im Winter die Thermostate runtergedreht, jetzt habe er einen stattlichen Rest im Tank. Ob denn die Menschen nicht das Recht auf 18 oder 19 Grad hätten? „Die physiologische Verfasstheit des Menschen ist seit ungefähr 10 000 Jahren konstant“, sagte er und meinte wohl: Es gebe kein Menschenrecht auf mollige Wärme. Der Mieterbund hingegen wies darauf hin, dass bei 15 Grad „die Grenze zur Gesundheitsgefährdung überschritten“ werde, es drohten Feuchtigkeitsschäden und Schimmel, wenn nicht ausreichend geheizt werde.

In der „Rheinischen Post“ hatte sich Sarrazin an seine Kindheit erinnert: „Bei uns waren es zu Hause immer 16 Grad. Am Morgen hat mein Vater die Koksheizung befeuert und sie erst am Abend, wenn er von der Arbeit zurückkam, wieder angemacht. Das hielt dann immer gerade für 16 Grad. Ich habe es überlebt.“ Sarrazin wurde im Februar 1945 geboren.

Vorsichtig spekulierte er am Nachmittag über noch etwas: Über die Einstellung der SPD zur Atomenergie. Er sehe nicht, dass alternative Energien die Bedarfslücke schließen könnten, die entstehe, wenn man auf Steinkohle und Atomkraft gleichermaßen verzichten und sich nicht völlig abhängig von russischem Gas machen wolle. Also müsse man die Energiequellen, die man habe, „optimieren“, sagt Sarrazin, „und man darf sich beim Optimieren keine Tomaten auf die Augen legen“.

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